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00:00:07: Hallo und herzlich willkommen bei Inside IONOS. In den letzten Folgen unseres Podcasts haben wir schon einige Male über das Gaia-X-Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums gesprochen.

00:00:16: Da soll mit sogenannten Leuchtturm-Projekten gezeigt werden, welchen Nutzen die europäische Cloudplatform der Praxis bringen kann.

00:00:22: Heute wollen wir uns eines der 16 Projekte, die eine Förderzusage bekommen haben, genauer anschauen. Das ist MARISPACE-X und einer der Initiatoren ist Jann Wendt, Gründer und CEO von north.io. Hallo Jann!

00:00:34: Hallo Andreas! Jann, was genau macht north.io?

00:00:38: Ja, wir machen eine ganze Menge Sachen. Wir beschäftigen uns mit räumlichen Daten, also großen räumlichen Daten, wie man die im Web

00:00:45: darstellt, also Webentwicklung rund um den ganzen Kontext, machen aber auch Big Data und künstliche Intelligenz in Kundenaufträgen,

00:00:55: beschäftigen uns aber auch viel tatsächlich mit umweltrelevanten Fragestellungen, beispielsweise mit Munition in unseren Meeren. Räumliche Daten, was muss ich mir darunter vorstellen?

00:01:04: Also, da kannst dir vorstellen,

00:01:06: alles, was du an Daten hast, hat auch irgendwie Raumbezug. Also, wenn du einen Sensor irgendwo platziert hast, dann ist der an einer Koordinate. Das heißt, der misst irgendwo an einer Stelle unserer Erde. So und das sind im Prinzip alles räumliche Daten,

00:01:19: also alles, was in irgendeiner Form ein Datum hat, hat auch eine Position.

00:01:23: Und das nutzen wir, um zu verstehen, um räumliche Modelle zu bauen, um auch den Ozean beispielsweise zu verstehen, mit Satellitenbildern arbeiten wir beispielsweise. Das sind alles räumliche Daten.

00:01:35: MARISPACE, der Name sagt es, hat irgendwas mit dem Meer zu tun. Wie ist es zu dem Projekt überhaupt gekommen?

00:01:39: Tatsächlich hängt das mit euch zusammen. Wir haben angefangen, mit einem unserer Spin-offs bei euch zu hosten, und sind dann recht schnell auf Rainer Sträter gestoßen und haben so ein bisschen gesprochen und da erzählte er von Gaia-X und dem, was das BMWI aufgerufen hat als Idee.

00:01:56: Und dann war die Idee recht schnell geboren, dass wir eigentlich doch ein maritimes Projekt machen können. Maritim war eigentlich in dem ganzen Core nicht wirklich vorgesehen, wir haben dann aber gedacht,

00:02:06: das ist so spannend, das ist so eine Nische, die aber auch von Daten-Seite so groß ist,

00:02:11: und dann haben wir das Projekt gemeinschaftlich mit neun anderen Partnern auf die Beine gestellt

00:02:17: und sind jetzt auch gefördert worden und freuen uns, dann im Januar beginnen zu dürfen. Wer sind diese anderen Partner? Wie habt ihr euch überhaupt zusammengefunden zu dieser Gruppe?

00:02:25: Tatsächlich habe ich den Hörer in die Hand genommen. Ich habe mal geguckt, wen haben wir alles. Wir haben natürlich einen recht starken maritimen Drive hier in Kiel und auch in Rostock, das sind so die Hauptbereiche, in denen maritime Forschung auch eine wichtige Rolle spielt.

00:02:39: Wir haben dann zum einen euch mit dabei, wir haben Stackable mit an Bord, die sich auch mit Big Data und auch für Gaia-X

00:02:47: bei euch mit der Plattform beschäftigen. Dann haben wir die Kollegen aus Rostock, da haben wir das Fraunhofer-Institut für graphische Datenverarbeitung an Bord.

00:02:55: Die sind sehr, sehr stark im Bereich

00:02:57: Datenverarbeitung, aber auch gerade maritime Sensordaten. Die haben gerade bei Cluster for Future gewonnen und 50 Millionen Euro bekommen, um ein Unterwasser-Testzentrum

00:03:07: zu errichten, mit aller möglichen Sensorik. Wir haben auch Kollegen aus Rostock von der Uni dabei, die sich so ein bisschen um den Business-Case kümmern.

00:03:15: Und dann bei uns sind wir als north.io

00:03:19: als Spezialist für Maritime Big Data. Wir haben das GEOMAR Forschungszentrum, was sich um Deep Sea Research eigentlich kümmert hier in Kiel,

00:03:29: die aber auch sehr viel im Bereich Munitionsforschung machen.

00:03:32: Und wir haben unsere Universität Kiel, allein die mit sieben verschiedenen Professuren aus dem Bereich Big Data und KI-Vertrieb.

00:03:39: Das sind ja sehr verschiedene Partner. Musstest du da viel Überzeugungsarbeit leisten oder haben die gleich alle Hurra geschrien?

00:03:46: Tatsächlich haben fast alle gleich Hurra geschrien. Also das ist natürlich ein Projekt, was einfach unglaublich spannend ist. Wir kommen auch gleich noch mal ein bisschen dazu, was dass wir genau in dem Projekt

00:03:54: machen, aber da haben alle gesagt, das ist so klasse und wenn wir natürlich auch so ein substantielles Funding für dieses Projekt bekommen, dann kann man damit was auf die Beine stellen.

00:04:03: Und Gaia-X zu nutzen, um die maritime Domäne nach vorne zu bringen, tatsächlich mussten wir da nicht wirklich viele davon überzeugen, dass das Sinn macht.

00:04:11: Jetzt haben wir so viel um den heißen Brei herum geredet, jetzt sollten wir tatsächlich mal zu den Inhalten kommen. Was genau ist die Idee hinter MARISPACE-X?

00:04:18: Na, die Idee ist natürlich, die grundsätzlichen Technologien und den Rahmen, den Gaia-X liefert, auf die maritime Ebene zu bringen. Wir haben aber vier ganz konkrete Use-Cases, die wir bedienen. Das ist einmal das Internet of Things, aber unter Wasser.

00:04:33: Das heißt, im Prinzip wird das, was Das Fraunhofer da baut mit diesem maritimen Testzentrum, was mit ganz, ganz viel Sensorik ausgestattet wird, dass wir das intelligent gestalten und in den Gaia-X-Kontext bringen. Der zweite große Use-Case, den wir haben, und da sind auch ganz glücklich, dass wir riesengroße Industriepartner dabei haben wie beispielsweise Siemens,

00:04:50: wie beispielsweise auch Ørsted, die der größte erneuerbare Energieerzeuger sind,

00:04:55: ist Offshore Wind. Auch der Wind ist eines der zentralen Kernelemente, um klimaneutral zu werden. Also, wir wissen, dass wir jetzt in den nächsten

00:05:03: 30 Jahren Klimaneutralität überall anstreben in der Europäischen Union,

00:05:08: und das führt natürlich dazu, dass wir neue Energien, erneuerbare Energien brauchen und Offshore Wind ist einer der zentralen Treiber. Das ist eins, das heißt der Digital Twin vom Offshore-Windpark.

00:05:18: Dann der Themenkomplex Munition im Meer.

00:05:20: Munition im Meer ist ein globales Umweltproblem tatsächlich, mit einer sehr großen Dimension. Auch das ist ein Problem, wo wir gucken wollen, wie können Daten, wie kann ein Gaia-X dazu beitragen, dieses Problem anzugehen. Und biologischer Klimaschutz.

00:05:34: Was bedeutet das? Der Ozean ist CO2-senkend.

00:05:37: Das heißt, wir können Möglichkeiten haben, CO2 im Ozean zu speichern, beispielsweise über Seegras und ähnliche Themen.

00:05:45: Und da wollen wir Satellitenbilder nutzen, da wollen wir hydrographische Daten nutzen, um zu verstehen, wie kann man CO2 besser im Ozean speichern.

00:05:54: Wart ihr bei all diesen Themen vorher schon aktiv oder was ist so euer Schwerpunkt in dem Projekt?

00:06:00: Unser Schwerpunkt von north.io ist jetzt tatsächlich der Bereich Munition im Meer, also wir sind in allen so ein bisschen, die reißen wir an, aber Munition im Meer ist unser Hauptschwerpunkt. Es ist das tatsächlich so, dass alleine bei uns in unseren deutschen Meeresgewässern

00:06:13: 1,6 Millionen Tonnen in der deutschen Ostsee und der deutschen Nordsee liegen. Um das mal ein bisschen zu verstehen, das ist ein Güterzug, der zweieinhalb Tausend km lang ist voll mit Munition.

00:06:23: Da ist natürlich ein großer Teil während des Zweiten Weltkrieges, aber auch viel nach dem Zweiten Weltkrieg in unsere Meere gelangt und da ist es jetzt das Thema, dass wir diesen Themenkomplex halt angehen wollen und überlegen wollen, wie können wir da helfen, wie können da auch das, was sie schon entwickeln

00:06:38: an Algorithmen, an Technologien, in Gaia-X implementieren.

00:06:42: Warum ist das genauso ein großes Problem, diese Munition im Meer? Es gibt zwei große Themenkomplexe. Zum einen ist die Munition sicherheitsrelevant, also die kann theoretisch explodieren.

00:06:51: Und da hat es zum Beispiel einen Unfall gegeben 2008, wo ein holländisches Fischerboot so eine Miene mit auf Deck gebracht hat und dann hat es drei Tote tatsächlich gegeben, weil diese Mine explodiert ist. Das heißt, das Sicherheitsrisiko.

00:07:04: Aber das verstehen wir jetzt tatsächlich gerade erst, das Thema Umweltrisiko.

00:07:09: Das heißt, die letzten Jahre, auch die Forschungsprojekte rund um den Bereich Munition im Meer, haben halt gezeigt, dass die Munition durchrostet

00:07:16: und dass der Sprengstoff, der in diesen Munitionskörpern ist, in die Meeresumwelt geleitet wird.

00:07:20: Dieser Sprengstoff ist krebserregend und wir haben jetzt halt nachgewiesen in Forschungsprojekten, dass Muscheln diesen Sprengstoff aufnehmen,

00:07:28: dass Fische den Sprengstoff aufnehmen, dass die Krebsgeschwüre in der Leber beispielsweise davon bekommen und dass sich Sprengstoff einfach in der Wassersäule wiederfindet. Also

00:07:38: zufällig so, dass in verschiedenen Messungen bestätigt wurde, dass wirklich in jeder Messprobe in der Wassersäule, sowohl in der Nordsee, als auch in der Ostsee

00:07:46: minimale Sprengstoffrückstände nachgewiesen werden konnten. Das heißt, es verteilt sich in unserer Umwelt.

00:07:52: Jetzt ist natürlich die spannende Frage, wo kommt da die Cloud ins Spiel und wie kann die Cloud bei der Suche nach Munition helfen?

00:07:58: Daten. Also natürlich ist ein ganz, ganz großer Punkt sind Daten und maritime Daten sind erstmal pauschal groß.

00:08:06: Das heißt, wir haben verschiedene Sensoren, die meistens im akustischen Bereich funktionieren,

00:08:12: die dann berechnet werden müssen, wo künstliche Intelligenz eingesetzt werden muss und das geht schnell in den Terrabyte-Bereich, wenn so ein Schiff tatsächlich rausfährt und Messungen durchführt.

00:08:22: Und ich sag mal, natürlich haben wir da mit der Cloud ganz, ganz andere Möglichkeiten, als wenn wir einfach nur auf dem Desktop-Rechner prozessieren würden.

00:08:28: Du hast eben ein weiteres Projekt genannt, das Internet of Underwater Things. Du hast schon gesagt, es geht um Sensoren. Was genau kann ich mir darunter vorstellen?

00:08:37: Wir wollen unsere Meeresumwelt so besser verstehen. Wir wollen unsere Meeresumwelt kennenlernen, wollen verstehen, wie sind Strömungsverhältnisse, wie ist das Druckverhältnis, wie ist der Salzgehalt. Wir wollen auch verstehen, was leben dort für Organismen.

00:08:50: Und all das kann ich im Prinzip mit Sensoren messen. Da gibt es ganz, ganz viele verschiedene Sensoren, akustische Sensoren, hydrophone. Da gibt's

00:08:59: Messgeräte im Bereich Temperatur, Salzgehalt - Nichts anderes als Internet of Things ist das auch, aber halt unter Wasser.

00:09:07: Unter Wasser ist aber das Problem, dass die Kommunikation zwischen diesen Sensoren unglaublich komplex ist, weil die Übertragungsraten im Wasser einfach nicht gegeben sind. Und das ist so die zusätzliche Komplexität, die Internet auf Underwater Things quasi was sie mit sich bringt.

00:09:21: Aber du kannst es dir so vorstellen wie an Land. Wir haben Sensoren, wir wollen messen, wir wollen Modelle daraus generieren, wir wollen unsere Umwelt verstehen.

00:09:27: Die Sensoren sind dann wirklich sehr breit verteilt oder wo sind die dann genau versteckt?

00:09:33: Das kannst du dir in allen möglichen Varianten vorstellen. Also beispielsweise im Offshore-Windpark natürlich, da ist jede Anlage, jede Offshore-Windkraftanlage irgendwie schon ein großes Sammelsurium aus Sensoren. Es gibt aber auch einfach frei treibende Bojen, die über die ganze Welt treiben und die ganze Zeit der Messinformationen zu Strömung, zu Windstärke

00:09:50: aufnehmen. Und dann gibt's natürlich auch Messinstrumente, die an Infrastruktur platziert sind, beispielsweise Unterwassertunnel,

00:09:57: die dort dann Erschütterung messen oder Ähnliches. Also so wie du dir auch Sensorik an Land vorstellen kannst, einmal tatsächlich auf unter Wasser

00:10:05: übertragen. Plus dass wir natürlich auch noch Remote-Sensing, also Satellitendaten zusätzlich benutzen,

00:10:11: um unsere Meeresumwelt auch besser zu verstehen. Und noch da fallen logischerweise wieder eine Menge Daten an?

00:10:16: Genau, das sind aber gigantische Daten, die auch gerade in Zukunft noch wesentlich größer werden. Also, wir sehen halt dadurch, dass wir die Meere und die Ozeane intensiver nutzen,

00:10:26: dass auch die Technologien sich weiterentwickeln.

00:10:28: Das heißt, man geht da in den Bereich auch der autonomen Unterwasserfahrzeuge. Man baut Schwärme jetzt auf, die dann wirklich Messdaten erheben, und das ist wirklich ein Druck, der aus der Daten-Perspektive kommt,

00:10:39: und dafür brauchen wir einfach die Cloud, um das zu prozessieren .

00:10:43: Bei den Offshore-Windparks, der Begriff jetzt auch schon paar mal gefallen, hast du eben von digitalen Zwillingen, den digital twins gesprochen. Was genau hat es damit auf sich?

00:10:52: Naja, der Offshore-Wind-Betreiber möchte natürlich wissen, in welchem Zustand

00:10:55: ist der Offshore-Wind-Park, in welchem Zustand sind die Kabel, die die Windkraftanlagen verbinden oder aber die Land führen, und wie gut funktionieren die Offshore-Windkraftanlagen, und dazu brauchen wir einfach eine digitale Abbildung

00:11:06: des Ganzen. Da brauche ich wirklich sowohl Unterwassersensoren an der Wasseroberfläche, aber auch an die Windkraftanlagen selbst, und das Ziel ist natürlich, ich sage mal, ein digitales Abbild dieses ganzen Windparks zu schaffen, um dann zu schauen, wo

00:11:19: kann ich optimieren, wie kann ich dafür sorgen, dass ich weniger Verschleiß an den Teilen habe, wo kann ich vielleicht Predictive Maintenance machen. Das heißt, ich gucke mir halt Sachen an

00:11:29: bevor sie kaputt gehen und wechsele Teile aus. Zum Beispiel bei Kabeln ist das ein spannender Themenkomplex, die dürfen natürlich nicht

00:11:35: kaputt gehen unter Wasser, und durch Strömung habe ich natürlich immer Druck, der auf den Kabeln oder auf den Windpark-Fundamenten herrscht, und da möchte ich natürlich so viele Informationen wie möglich über den Windpark einfach durchgängig zur Verfügung haben und natürlich am besten auch in Echtzeit.

00:11:48: Gibt es solche Predictive-Maintenance-Systeme heute schon oder werden die erst durch MARISPACE-X oder Gaia-X möglich?

00:11:54: Es gibt auf jeden Fall schon Predictive Maintenance in den Windkraftanlagen selbst. Also, da ist tatsächlich eine ganze Menge passiert in den letzten Jahren, aber unter Wasser.

00:12:02: Unter Wasser gibt es das tatsächlich in dem Maße noch nicht, also das es da predictive Maintenance in die Richtung gibt, also wir gucken uns die Fundamente von der Windkraftanlagen an, wir gucken uns unsere Kabel an, das passiert noch nicht.

00:12:12: Und das letzte Element von MARISPACE-X, das du soeben genannt hast, war der biologische Klimaschutz. Was sind da so die Hauptpunkte, an denen gearbeitet wird?

00:12:20: Wir haben natürlich unsere Net Zero Goals, das heißt carbon neutral zu sein 2050 beziehungsweise 2045,

00:12:28: und der Ozean ist eine mögliche Senke für CO2.

00:12:33: Wir wollen halt da schauen, wie können wir das monitoren, wie können wir verstehen, wie viel CO2 der Ozean aufnehmen kann oder wie kann man dem Ozean noch helfen, noch weiteres CO2 aufzunehmen.

00:12:44: und wir wollen in dem Bereich dann Satellitendaten nutzen zusammen mit diesen Unterwasserdaten. Das heißt, es gibt die ersten Satelliten, die jetzt in der Nähe der Küste ins Wasser eindringen können, und wir wollen da so einen Sensor-Fusion tatsächlich auf die Beine stellen,

00:12:58: um auch jetzt ganz konkret Seegras zu monitoren. Seegras ist ein unglaublich effizienter CO2-Speicher.

00:13:04: Es gibt Ideen, Seegras im großen Stil anzupflanzen tatsächlich,

00:13:09: um CO2 im Ozean zu speichern. Das sind jetzt alles wirklich sehr verschiedene Themen und Bereiche

00:13:16: und wir haben gesagt, es fallen sehr viele Daten aus ganz verschiedenen Quellen an.

00:13:20: Ein Stichwort, das im Kontext vom Gaia-X ja immer fällt, ist die Datensouveränität. Das heißt, letztendlich sollte jeder, der Daten erstellt oder herstellt oder oder Daten aggregiert, auch die Kontrolle über seine Daten haben. Wie wichtig ist das in diesem Projekt?

00:13:35: Es ist extrem wichtig, gerade wenn es um sicherheitsrelevante Themen geht wie beispielsweise Munition im Meer. Da sind sehr viele Partner involviert in diesen Prozess der Datenaufnahme

00:13:45: und da ist das natürlich von extremer Wichtigkeit, dass die Daten souverän sind, dass wir Trusted Identity Services quasi gleichzeitig auch in der Cloud

00:13:53: abbilden können. Das heißt, die Firma, die diese Daten aufnimmt, muss die einfach sicher an die Behörde geben können, die muss sie sicher an beispielsweise die Marine abgeben können.

00:14:02: Aber auch natürlich in dem Bereich Offshore-Wind, das ist ein sehr kompetitives Umfeld, wo wir viele Marktteilnehmer haben, und Daten haben auch einen sehr, sehr hohen Wert, auch gerade Offshore.

00:14:12: Wenn ich beispielsweise 100.000 € für einen Schiffscharter am Tag bezahle, dann sind die Daten natürlich extrem wertvoll, die ich da draußen aufnehmen muss.

00:14:20: Da ist es von ganz essentieller Wichtigkeit, dass diese Souveränität über die Daten vorhanden ist.

00:14:26: War es in dem Kontext dann am Ende wirklich leicht, die Partner zu finden und auch dazu zu bewegen, ihre Daten in diesen Pool einzuspeisen?

00:14:33: Ja, definitiv. Wir haben ja tatsächlich auch noch ganz viele assoziierte Partner gewinnen können, die nicht als Projektpartner direkt da mit dabei sind.

00:14:40: Aber wirklich sehr große Industriekonglomerate, ThyssenKrupp ist zum Beispiel gerade mit dabei eingestiegen. Siemens ist mit dabei.

00:14:46: Ørsted hatte ich vorhin schon erwähnt, der Hamburger Hafen hat sich gerade zum Projekt assoziiert, aber auch Behörden wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie

00:14:54: sind mit dabei und das zeigt halt, wie wichtig einfach dieses Thema Daten ist, wie wichtig das Thema Datensouveränität, Sicherheit ist und auch tatsächlich wie wenig digital teilweise solche Prozesse auch immer noch ablaufen.

00:15:08: Warum braucht man jetzt eine Plattform wie Gaia-X für sowas? Hätte man das nicht auch mit einem bestehenden Systemen einfach realisieren können?

00:15:15: Tatsächlich gibt es bestehende Systeme in dieser Dimension nicht. Es gibt natürlich Forschungsportale, die sich mit maritimen Daten beschäftigen,

00:15:21: aber wirklich ein explizit industrie-getriebenes Projekt zu dem Thema maritime Daten existiert tatsächlich nicht.

00:15:29: Es gibt natürlich dann die einzelnen größeren Firmen, die eigene Lösungen haben, die dann aber auch nicht den Fokus haben, wirklich nur generalisiert zu funktionieren, sondern wirklich ganz, ganz spezifisch nur die Use-Cases abzubilden, und das wollten wir durchschlagen. Wir haben gesagt, okay, wenn wir

00:15:45: jetzt Gaia-X haben und sowas wie MARISPACE richtig bauen können, dann können wir wirklich unglaublich viele Partner unter einem Dach versammeln und eine unglaubliche Power auf die Straße bringen.

00:15:54: Und natürlich braucht man da auch dafür dann Förderung, also das ist nichts, was man quasi aus sich heraus, vielleicht wenn man groß genug ist, entwickeln kann.

00:16:01: Aber diese Idee, die wir da gehabt haben und aufgebaut haben,

00:16:04: die braucht einfach Aufforderung und da kam natürlich die Gaia-X-Förderung des Wirtschaftsministeriums sehr gelegen. Wie hoch ist der Betrag, mit dem da das Projekt gefördert wird?

00:16:12: Also, das Gesamtvolumens des Projekts liegt bei ungefähr bei 15 Millionen Euro und die Fördermenge bei ungefähr elf Millionen Euro und das ist wirklich so ein substanzieller Betrag,

00:16:23: dass man dann auch dementsprechend sehr große Industrieunternehmen dafür gewinnen kann, mitzumachen, weil die sehen, da steckt Substanz dahinter.

00:16:29: Die Förderzusage ist ja jetzt vor einigen Wochen erfolgt, wo steht ihr im Projekt und wie sieht der weitere Zeitplan aus? Also wir sind eins der Gewinnerkonsortien, das wurde uns schon mitgeteilt,

00:16:38: Der formale Förderbescheid wird wahrscheinlich erst im Dezember erstellt. Es gibt natürlich sehr viele Gaia-X-Projekte, die jetzt parallel bewertet werden müssen und formal abgearbeitet werden müssen. Wir erwarten dann, dass wir auch direkt zum 01.01. starten können,

00:16:51: das ist das anvisierte Ziel und wahrscheinlich werden wir die Förderbescheid wirklich erst kurz vor Schluss, kurz vor Weihnachten erhalten und freuen uns natürlich jetzt, dass auch der Förderbescheid dann hoffentlich bald da ist.

00:17:02: Das Projekt soll bis Ende 2024, glaube ich, laufen. Was denkst du, wie weit wird MARISPACE-X bis dahin gekommen sein und wie geht's dann weiter?

00:17:13: Naja, wir sehen jetzt schon, dass MARISPACE-X so viel Traktion einfach generiert, dass wir jetzt schon am überlegen sind, wie kann MARISPACE auch jetzt schon in rechtliche Strukturen fließen.

00:17:23: Könnte man da vielleicht eine E.V. daraus generieren, um das Projekt wirklich einfach substanziell dann auch mit einer Struktur zu hinterlegen.

00:17:30: Wir sehen aber, dass das Interesse unglaublich groß ist und auch ungebrochen groß, also wir bekommen auch wirklich immer weitere Assoziation dazu und aus unserer Sicht macht es komplett Sinn, das wirklich langfristig zu sehen,auch weit über die Förderperiode hinaus,

00:17:43: und aber zu schauen, wie kann man eine Finanzierung der Weiterentwicklung dieses maritimen Datenraums dann auch gewährleisten.

00:17:49: Wir wollen aber auch sehen und wo wir auch schon viele Anfragen haben, neue digitale Geschäftsmodelle auch innerhalb von MARISPACE umzusetzen, wie beispielsweise Federated-Algorithms-, Federated-AI- oder ähnliche Ansätze. Wir sehen einfach, dass

00:18:03: ein hohes kommerzielles Interesse an MARISPACE besteht.

00:18:06: Reden wir jetzt eigentlich über primär Gewässer in Deutschland, also Nordsee & Ostsee werden das im Wesentlichen sein, oder denkt ihr da auch schon ein bisschen größer?

00:18:15: Bisschen größer ist gut, wir denken weltweit tatsächlich. Also unsere Meere und Ozeane kennen natürlich keine Grenzen, das ist anders, als wir das an Land vielleicht dann kennen, und die Partner, die wir jetzt auch an Bord haben, natürlich außerhalb der deutschen Partner, haben einen sehr, sehr hohen Internationalisierungsgrad. Wir haben als Beispiel ein großes norwegisches Forschungsinstitut dabei.

00:18:33: Wir haben Kollegen aus Brasilien mit an Bord und wir haben auch einen Bluetec Incubator aus den Vereinigten Staaten mit dabei.

00:18:40: Also das zeigt schon die internationale Dimension des Ganzen.

00:18:45: Also unser Ziel ist schon, die zentrale maritime Industrieplattform erstmal in Europa zu werden, und ich glaube auch, dass wir das mit dem Konsortium schaffen können.

00:18:52: Da ist noch ein Thema, das habe ich auch in anderen Interviews gestern beim Thema Gaia-X angesprochen. Auch da besteht durchaus die Chance, dass aus diesen europäischen, deutschen Projekten ein internationaler Exportschlager wird?

00:19:03: Definitiv! Ist ganz klar das Ziel und der Zuspruch jetzt schon vor Beginn des Projektes zeigt auch, dass die Notwendigkeit da ist für so etwas wie MARISPACE und das freut uns natürlich, das jetzt schon jetzt schon zu hören. Wir müssen natürlich jetzt gucken, dass wir ein komplexes Projekt in der Größe

00:19:18: mit den Zielen, die wir da haben, auch möglichst gut umsetzen. Aber wenn wir da die ersten Geschäftsmodelle generieren, wenn wir die ersten Data Spaces ins Leben rufen,

00:19:28: dann sehen wir ganz klar, dass es eine große internationale Chance bietet. Vielen Dank für diese Einblicke, Jann, und natürlich viel Erfolg bei eurem Projekt.

00:19:36: Sehr gerne, danke dir, Andreas! Und auch Ihnen vielen Dank fürs Zuhören. Wie immer freuen wir uns über Kommentare oder eine Bewertung auf der Podcastplattform ihrer Wahl. Bis bald und auf Wiedersehen.

00:19:44: Music.