00:00:00: [Musik] [Applaus] Hallo und herzlich willkommen zu
00:00:05: einer neuen Folge von Inside IONOS auf dem IONOS Summit. Vor ein paar Wochen ging es in einer
00:00:10: Diskussionsrunde um die Frage, wie Cloud und künstliche Intelligenz unsere Arbeit
00:00:14: beeinflussen und verändern. Mit dabei waren Theo Pham und Tibor Merey, zwei Experten auf diesem
00:00:20: Gebiet. Ich bin Karen Gräper und habe die Chance genutzt, um nach dem Panel noch einmal mit beiden
00:00:26: zu sprechen. Theo Pham ist Experte für digitale Trends und künstliche Intelligenz, berät globale
00:00:32: Marken und schult Mitarbeitende in Sachen KI und Social Media. Außerdem begrüße ich Tibor Merey. Er
00:00:38: ist Managing Director und Partner bei der Boston Consulting Group und kennt sich bestens mit der
00:00:43: Implementierung von neuen Technologien aus. Dazu gehört natürlich auch datengetriebenes Wachstum
00:00:48: und künstliche Intelligenz. Ihr wart beide zu Gast auf einem Panel, und da ging es um das
00:00:54: Thema Cloud und KI als unsichtbare Architekten für die Zukunft der Arbeit. Ich würde trotzdem
00:01:00: gerne zunächst mit einer persönlichen Frage einsteigen: Wie habt ihr euch dem Thema KI
00:01:08: genähert und wie intensiv nutzt ihr KI bisher? Ich bin schon immer ein Technikbegeisterter
00:01:14: gewesen. Ich habe früh mit Computern angefangen und zu Hause immer die neuesten Gadgets
00:01:20: ausprobiert, was ich mir nicht immer leisten konnte. Beruflich beschäftige ich mich jetzt schon
00:01:25: seit über 5 Jahren mit technologiegetriebener Transformation bei unseren Kunden.
00:01:31: Was sich verändert hat, ist das Thema KI; es ist nicht neu. Wir erleben einen unglaublichen Boom
00:01:37: und Hype um das Thema, und was interessant ist, ist, dass ein Hype entsteht, wenn es
00:01:42: für die breite Masse greifbar wird. BT ist ein Beispiel, das fast einem Jahr diese App lanciert
00:01:50: wurde und plötzlich jeder damit experimentieren konnte. Man konnte ein lustiges Gedicht über den
00:01:54: heutigen Tag machen und vieles mehr. Damit wurde es für den normalen Menschen greifbar,
00:02:00: obwohl die zugrundeliegende Technologie nicht neu ist. Jetzt sind wir mitten im
00:02:05: Einsatz für Unternehmen. Vielleicht noch mal zurück zur Ausgangsfrage,
00:02:09: Theo, wie ist dein Zugang zu KI entstanden? Ich bin sehr neugierig, probiere viele Apps und
00:02:15: Programme gerne aus und bilde Leute in diesem Bereich aus. Das gehört zu meinem Beruf dazu,
00:02:20: immer aktuell zu sein. Tatsächlich habe ich verschiedene KI-Tools benutzt und viele davon
00:02:26: abonniert, die meistens 20 bis 30 € im Monat kosten, alles sehr überschaubare Summen. Mit
00:02:33: diesen Tools kann man geniale Sachen machen, die ich dann für meine eigenen Prozesse nutze, z.B. um
00:02:39: meinen Podcast zu editieren oder Präsentationen zu erstellen. Ihr habt im Panel gesprochen. Ich würde
00:02:45: gerne hervorheben, dass alle, die beim Summit sind, sehr weit sind, was das Thema KI angeht,
00:02:55: weil es die Tech-Branche ist. Man hat noch einen anderen Zugang dazu, aber vielfach hat
00:03:00: man den Eindruck, dass die Arbeitswelt von diesem KI-Boom überrascht wurde . Hast du eine Erklärung,
00:03:06: warum das so ist, oder teilst du diesen Eindruck? Es ist immer sehr relativ. Man sagt, ChatGPT war
00:03:12: die am schnellsten wachsende App aller Zeiten, mit 100 Millionen Nutzern innerhalb von zwei Monaten,
00:03:16: was unglaublich ist. Viel schneller als Instagram und so weiter. Jetzt kann man sagen, gigantisch,
00:03:20: 100 Millionen Nutzer, dann kann man sagen, es gibt aber 8 Milliarden Menschen auf der Welt,
00:03:23: also ist es doch nur ein kleiner Prozentsatz, der sich mit diesen Technologien beschäftigt. Gefühlt
00:03:28: beschäftigen sich heute ein paar 100 Millionen Leute mit diesen Tools, wenn man ChatGPT und
00:03:33: andere zusammen nimmt. Ich glaube, es wird richtig Mainstream, wenn z.B. Microsoft CoPilot ausgerollt
00:03:40: wird, denn heute gibt es schon zwischen 500 Millionen und eine Milliarde Menschen,
00:03:44: die täglich mit Word, Excel und PowerPoint arbeiten. Wenn die diese KI-Features nutzen
00:03:51: können, wird das totaler Mainstream. Ich glaube, das ist ein großer Schritt. Heute sind wir bei
00:03:57: 100 bis 200 Millionen, und dann werden plötzlich eine halbe Milliarde Menschen diese Tools nutzen.
00:04:05: Es hängt immer wieder von der sogenannten 10-20-70-Regel ab, die wir beobachten. Der
00:04:16: Erfolg von KI-getriebenen Anwendungen besteht nur zu 10% aus dem Algorithmus, zu 20% aus dem Tool,
00:04:23: wie CoPilot oder GPT, aber 70% ist wirklich der Wandel des Arbeitsablaufs und auch der
00:04:31: menschlichen Arbeit. Ich glaube, das ist einer der Gründe, warum es noch nicht angekommen ist, weil
00:04:36: wir in unserer Arbeit mit Unternehmen sehen, dass es in den seltensten Fällen nicht am Algorithmus
00:04:41: scheitert oder an dem Tool, sondern es die 70% sind. Da muss man nicht den Kopf überzeugen,
00:04:48: sondern das Herz der Menschen, dass sie diese Tools nutzen und zu einem Erfolg bringen können.
00:04:53: Vielleicht kurz dazu, ich glaube, dass tatsächlich kleine Unternehmen und Selbstständige agiler sind,
00:04:59: weil sie sagen, das ist cool, ich teste es mal aus, oder ich bezahle es aus eigener Tasche und
00:05:04: benutze es mal. Bei Großunternehmen sehe ich, dass das ausgebremst wird, weil die großen Unternehmen
00:05:11: sagen, wir wissen noch nicht genau, wie das ist mit Datensicherheit, und dürfen wir Daten in
00:05:14: ChatGPT eingeben? Das ist berechtigt, aber es gibt viele Mitarbeiter, die sehr passiv sind, die dann
00:05:19: sagen, ich benutze ChatGPT, wenn der Arbeitgeber mir das anbietet, und dann wird gewartet,
00:05:24: bis 10.000 Lizenzen gekauft werden. Ich glaube, da gibt es so einen Lag, dass viele Kleinunternehmen
00:05:30: schon deutlich weiter sind in der Nutzung dieser Tools als Großunternehmen, die verhalten sind.
00:05:37: Das finde ich ganz spannend, diese Wahrnehmung, groß versus klein. Da habe ich später auch noch
00:05:43: eine andere Frage zu, die ich gerne in den Raum werfen würde. Aber ich würde gerne noch mal auf
00:05:48: diese 70% zurückkommen. Du sagtest, das ist ein Change, und ihr beide berät ja auch Unternehmen,
00:05:55: die sich diesen Themen nähern wollen und dann mit KI arbeiten wollen. Ist es dann nur eine
00:06:01: Veränderung der Arbeitsweise, oder erlebt ihr tatsächlich Vorbehalte, die in den Unternehmen
00:06:08: da sind, wie: das ist mir zu gewagt? Absolut, ich habe schon alles gesehen,
00:06:15: und ich sage immer, schlimmer als kein KI-Tool zu nutzen, ist eines zu verwenden, das niemand nutzen
00:06:21: will. Der Mensch ist und bleibt ein emotionales Wesen, und um diese Vorbehalte zu minimieren,
00:06:31: beginnt mit dem Lernen. Menschen sind skeptisch gegenüber dem, was sie nicht kennen. Da setzen
00:06:40: wir auch an, Theo, mit seinen Upscaling-Angebot. Aber was wir auch sehen in den Transformationen,
00:06:45: die wir durchführen, ist, es geht um Learning by Doing. Man sagt, ich mache das nicht sequentiell,
00:07:00: dass ich erst alle Lizenzen kaufe, die Systeme einführe, und wenn dann die Daten alle bereinigt
00:07:05: sind, fange ich an mit dem Use Case. Sondern man sagt,, ich nehme mir einen Prozess oder ein
00:07:10: Produkt oder ein Kundensegment, und dann mache ich auf diesem Perimeter alles Ende zu Ende. Da
00:07:15: habe ich die Systeme, da habe ich den Prozess, und da binde ich auch die Leute ein. Damit kriegt man
00:07:20: das Learning by Doing rein und dann plötzlich auch die Dynamik, die den Change befeuert.
00:07:24: Du berätst ja Kunden, was sind so klassische Vorbehalte, denen du
00:07:28: begegnest, wenn du das einführen möchtest? Ich glaube, die Vorbehalte sind dann groß,
00:07:32: wenn sich die Leute noch nicht viel mit dem Thema auseinandergesetzt haben, weil es dann immer diese
00:07:36: diffuse Gefahr gibt. Künstliche Intelligenz wirkt gruselig und komisch. Sobald die Leute sehen,
00:07:42: was diese Tools können, sind sie in der Regel sehr begeistert. Sie sehen sofort
00:07:46: den Nutzen, und das ist auch das Schöne daran, dass sie sehr benutzerfreundlich sind. Beispiel:
00:07:50: Ich war letztens bei einer Firma, die sehr viele Audioinhalte produziert, z.B. diesen Podcast hier.
00:07:55: Im Nachgang wird jemand aus eurem Team diesen Podcast editieren. Die Person wird sich das Ganze
00:08:00: anhören, das sind 10, 20 Minuten, und dann müssen Versprecher rausgeschnitten werden, Füllwörter,
00:08:05: wenn ich immer "gell" oder "aber" sage, und Sprechpausen. Dieser ganze Prozess kann gerne mal
00:08:11: eine Stunde dauern. Mit künstlicher Intelligenz wird alles, was wir hier sprechen, transkribiert.
00:08:16: Das heißt, jedes Mal, wenn ich jetzt ein Füllwort benutze, steht das im Transkript, "gell" oder so,
00:08:24: und in dem Transkript gibt es eine Funktion, die heißt "Magic Edit". Dann wird im Prinzip
00:08:27: das Transkript angeguckt, und dann steht da, okay, es wird da irgendwie zehn Mal "gell" oder
00:08:30: "na ja" gesagt. Jetzt drückst du einmal auf den Knopf, und dann wird alles rausgeschnitten. Also
00:08:34: da wird auch die entsprechende Audiostelle rausgeschnitten, auch im Video. Das heißt,
00:08:38: die Arbeit, die normalerweise eine Stunde dauert, dauert jetzt halt 10 Sekunden. Du wirst einfach
00:08:43: viel produktiver dadurch. Jetzt kommt aber das Spannende: Ich kann jetzt zwei Personen
00:08:46: von diesem Tool berichten, und die eine Person kriegt leuchtende Augen und sagt, genial, darauf
00:08:51: habe ich gewartet. Jetzt kann ich mal kreative Dinge machen, muss nicht dieses langweilige Zeug
00:08:55: machen. Und die andere Person kriegt Panik und sagt, Moment mal, das ist mein Job. Ich mache den
00:08:58: ganzen Tag nichts anderes, als diese Versprecher und Füllwörter rauszueditieren. Das heißt,
00:09:01: ich glaube, es hängt ganz stark davon ab, wie viel du dir selbst zutraust, dass du sagst,
00:09:06: ich sehe das nicht als Bedrohung, sondern eher als eine Art Erleichterung. In dem Zusammenhang
00:09:09: spreche ich auch immer gerne über AI als Augmented Intelligence, also nicht was Künstliches, was uns
00:09:15: ersetzen soll, sondern ein Tool, das uns dabei hilft, unsere menschliche Intelligenz noch weiter
00:09:20: zu heben und zu skalieren. Das heißt, es geht gar nicht darum, dass KI Menschen überflüssig macht,
00:09:28: sondern es ist ein Lernprojekt, dass man Menschen vermitteln muss, dass KI einen unterstützt
00:09:34: und Freiraum schafft für andere Projekte. Ja, ich glaube, man muss schon ehrlich sein,
00:09:39: es werden Tätigkeiten ersetzt werden. Ich glaube, das ist völlig klar, und das hat es
00:09:44: immer wieder in der Menschheitsgeschichte. Nur ist jetzt der Unterschied, dass man vielleicht
00:09:49: aus einem Kutscher, der früher Pferdewagen gefahren ist, nicht Taxifahrer werden konnte
00:09:53: innerhalb von einem Jahr oder so, sondern dass zukünftig das Auto durch eine KI gesteuert wird.
00:09:59: Also die Umwälzungen werden viel größer, und der Gap in einem neuen Beruf kann sich
00:10:04: auch vergrößern. Ich glaube, es gibt für viele hochqualifizierte Experten oder auch in Berufen,
00:10:09: die momentan noch sehr durch Empathie leben, wie der ganze Pflegebereich, da wird es noch
00:10:14: ein paar Inseln der Glückseligen geben, aber man muss sich schon darauf einstellen, dass mit diesen
00:10:18: exponentiellen Entwicklungen, weil das ja wirklich exponentiell ist, was du jetzt geschildert hast,
00:10:22: CoPilot plötzlich eine halbe Milliarde Menschen werden da verstärkt, dass das dann auch noch
00:10:27: mal zu größeren Umwälzungen führen kann. Ich betrachte diese ganzen KI-Tools immer ganz gerne
00:10:31: als Praktikanten. Das heißt, welche Aufgaben kann ich an Praktikanten auslagern, die kann jetzt eben
00:10:36: auch KI übernehmen. Ich glaube, jeder von uns muss sich hinterfragen, von den acht oder 10 Stunden,
00:10:42: die ich jeden Tag arbeite, wie viel davon könnte ehrlich gesagt auch ein Praktikant übernehmen? Und
00:10:46: wenn ein Großteil davon eben auch der Praktikant machen kann, dann kann es eben auch die KI machen.
00:10:49: Das heißt, ich muss mich drauf konzentrieren auf die Tätigkeiten, die eben nur ich machen kann.
00:10:53: Nehmen wir mal an, ich bin jetzt im Bereich Sales unterwegs, dann ist ja da, wo ich den Mehrwert
00:10:57: stifte, indem ich eben Kontakt knüpfe, mit Kunden spreche, die überzeuge, versuche zu verstehen, was
00:11:02: die genau brauchen, und da liegt ja mein Mehrwert. Mein Mehrwert liegt ja nicht vielleicht darin,
00:11:05: jetzt irgendwie Proposals zu beschreiben oder irgendwie Fragebögen zu beantworten, Reisen
00:11:10: zu buchen, Reisekostenabrechnung und ähnliches zu machen. Und wenn ich dann eben sagen kann,
00:11:14: okay, das nimmt aber heute irgendwie leider 70% meiner Zeit ein, dann möchte ich das doch gerne
00:11:18: an meinen Praktikanten, an meine KI eben auslagern und dann aber sagen, hey, ich muss mehr Zeit damit
00:11:23: verbringen mit dem, was mich wertvoll macht. Aber vielleicht auch meine Skills weiterbilden,
00:11:27: vielleicht bin ich heute gar nicht so gut im Verhandeln, vielleicht bin ich heute gar nicht
00:11:30: so charismatisch, vielleicht bin ich gar nicht so gut im Networking, und dann muss ich eben da
00:11:34: einfach in meine eigenen Skills investieren. Und das wird spannend sein für uns alle, egal
00:11:37: ob wir jetzt 18 Jahre alt sind oder 60 Jahre alt sind. Wir müssen in unser Skillset investieren,
00:11:42: und sind es dann eben tendenziell eher analytische Skills, die ein Computer machen kann,
00:11:45: oder sind es dann eher so diese menschlichen Skills, diese Soft Skills? Und ich glaube,
00:11:48: da verschiebt sich gerade relativ viel Richtung Soft Skills, weil das eben noch das ist,
00:11:52: was den Menschen heute noch einzigartig macht. Auch so ein Learning, was sich auch in der
00:11:56: Pandemie ergeben hat, also es funktioniert virtuell, und das ist auch super wertvoll,
00:12:01: und so im Nachgang hat man jetzt aber ja auch im eigenen Arbeitsleben irgendwie gemerkt, wann es
00:12:05: sinnvoll ist, eben diese virtuellen Möglichkeiten zu nutzen, was für ein Mehrwert aber dann auch
00:12:09: ein persönliches Treffen und Kennenlernen dann eben auch bieten kann. Und ich glaube,
00:12:13: da so den richtigen Mittelweg zu finden, das ist die Kunst, und so wie ihr das beschreibt,
00:12:19: würde ich sagen, kann man das auch so ein bisschen auf den Einsatz und die Arbeit mit KI übertragen.
00:12:24: Auf jeden Fall, ja. Und ich glaube, es ist natürlich immer sehr individuell, wie du
00:12:28: es richtig sagst, jeder einzelne Job hat einen unterschiedlichen Anteil an Praktikantenarbeit,
00:12:32: und genauso geht es auch für Unternehmen zu sagen, welche meiner Prozesse, welche meiner Produkte ist
00:12:37: wie stark betroffen. Und ich glaube, eine Dynamik, die sich glaube ich schon abzeichnen wird, und da
00:12:42: gehe ich ein bisschen in die Vergangenheit zurück, in vergangenen Digitalisierungswellen hat man auch
00:12:47: begonnen, dass zuerst analoge Prozesse ergänzt wurden durch digitale Tools, und dann plötzlich
00:12:53: kamen diese digital-first-attacker auf den Markt, beispielsweise Uber, die dann den ganzen Transport
00:12:58: und Taxi quasi disruptiert haben. Ich glaube, wir sind jetzt noch in so einer AI-assisted Welt,
00:13:03: quasi, nicht AI-Prozesse oder menschliche Prozesse ergänzt werden. KI, das beste Beispiel,
00:13:08: das ist ja nicht, dass der ganze Prozess jetzt durch eine KI gemacht wird, sondern der ohnehin
00:13:12: menschliche Prozess wird jetzt unterstützt durch Tools. Aber man muss glaub ich Ausschau halten
00:13:16: nach diesen KI-first-Angeboten, die jetzt schon auf dem Markt treten, und sagen, wo passiert das,
00:13:22: und wie ist mein Unternehmen davon betroffen? Da würde ich gerne noch mal ansetzen,
00:13:25: weil es geht ja auch immer so ein bisschen dann in der Diskussion auch um die Frage, wie
00:13:29: kontrollierbar ist denn KI bzw. die Ergebnisse, die mir die KI liefert. Also ich kann ja nicht
00:13:35: einfach alles glauben, was die ausspuckt, und da spielt natürlich zum einen Transparenz, Kontrolle,
00:13:40: aber auch das Thema Sicherheit, Datensicherheit mit rein. Wie schafft man das in Unternehmen,
00:13:45: dafür zu sensibilisieren, einerseits gerade die vielleicht so First-Mover sind und sagen,
00:13:49: yey, das ist was Neues, probiere ich aus, aber andererseits eben auch Unternehmen
00:13:52: Vorbehalte zu nehmen oder Wege zu vermitteln, trotzdem KI einzusetzen, die dort eben entweder
00:13:57: sehr strikte Prozesse oder auch Vorbehalte haben? Was erlebt ihr da in eurer Praxis?
00:14:01: Also, ich glaube, da kann man einfach ganz klar einen Unterschied machen zwischen Consumer-Tools
00:14:05: und Enterprise-Tools. Consumer-Tool wäre sowas für mich wie ChatGPT, das heißt, jeder kann es nutzen,
00:14:11: aber die Information, auf der das eben trainiert worden ist, das quasi ganze Internet, da wird auch
00:14:15: gerne mal halluziniert und dann Sachen neu dazu erfunden. Dann gibt's irwie die Top-Restaurants
00:14:18: in München, die es echt gar nicht gibt, haben wir alle schon erlebt. Und da spielt das Thema
00:14:22: Datensicherheit auch so eine Rolle, weil man bei diesen Tools oftmals nicht so genau weiß, okay,
00:14:25: wird jetzt das Modell auch mit meinen Eingaben eben trainiert? Dann gibt es diese ganze Welt
00:14:29: der Enterprise-Tools, und da ist es so, dass die Datengrundlage oftmals auch die eigenen
00:14:33: Daten des Unternehmens sind. Das heißt, da kann man dann z.B. sagen, hey, bau eine Präsentation,
00:14:37: aber bitte basierend auf dem hundert seitigen Word Dokument, was es gibt, oder fassen wir mal bitte
00:14:42: die Microsoft Teams-Calls zusammen, die wir in den vergangenen zwei Monaten hatten, zu dem Kunden XY.
00:14:48: Das heißt, das sogenannte Grounding, das heißt, wir füttern das Modell nur mit echten Daten,
00:14:51: in Anführungszeichen, und gleichzeitig ist eben dann klar, dass bei diesen Enterprise-Tools dann
00:14:56: die Daten vertraulich behandelt werden, nicht in irgendwelche Modelle eben rein gefüttert
00:15:00: werden. Das heißt, aus meiner Sicht können die Unternehmen diese Tools genauso, ich sag mal,
00:15:05: mit Confidence und mit Vertrauen nutzen, wie sie heute eben PowerPoint und Excel nutzen. Heute
00:15:09: denkt janiemand, Mensch, wenn ich jetzt Daten in Excel eingebe, dann hat Microsoft meine Daten.
00:15:12: Das glaubt ja niemand, und in Zukunft wird es eben auch mit diesen Enterprise-KI-Tools genauso sein.
00:15:17: Auf der Enterprise-Ebene möchte ich noch ergänzen, wir bei BCG pflegen quasi die Tradition,
00:15:23: eat your own dog food, also wir nutzen diese Tools auch intern. Und wir haben gerade letzte Woche,
00:15:28: sind glaube ich publiziert worden, haben wir die Ergebnisse publiziert von einer großangelegten
00:15:32: Feldstudie, mehrere hundert Berater haben wir in einer auch akademisch unterstützten Studie
00:15:38: diese Tools nutzen lassen. Sie haben das durch das mit begleiten lassen und haben analysiert,
00:15:43: wie verändert sich quasi die Produktivität, aber auch die Qualität von der Arbeit eines
00:15:48: Beraters unter zur Hilfenahme von von diesen Tools. Und was wir gemacht haben,
00:15:51: wir quasi bevor der Versuch gestartet ist, haben zuerst die normale Performance ohne Tools gemessen
00:15:56: von den Beratern, da gibt's natürlich eine gewisse Leistungsverteilung, ja, und was wir
00:16:00: gesehen haben, war extrem spannend. Wir konnten Produktivitätsgewinne von bis zu 40% nachweisen,
00:16:06: wirklich am lebendigen Objekt in unserer täglichen Arbeit. Aber was interessant war, ist dass je nach
00:16:12: Art der Tätigkeit, es durchaus Unterschiede gab, und gerade bei dem Thema, wenn es um quasi
00:16:17: analytische Fertigkeiten gegangen ist, um auch Dinge einzuordnen und so weiter, da haben sich die
00:16:23: Gruppen in zwei Gruppen unterteilt. Diejenigen, die einfach nur blind das Resultat genommen haben,
00:16:29: haben sogar schlechter performt als die, die kein Tool verwendet haben, unter den genannten
00:16:33: Restriktionen, dass eben nicht alles so für bare Münze genommen werden kann, wenn es um
00:16:37: das Thema Business Judgement und Analytik geht. Aber es gab eine andere Gruppe, und die nannten
00:16:41: wir dann Cyborg, also Berater, die intelligent unterscheiden konnten, wo kann ich etwas direkt
00:16:48: übernehmen und wo muss ich selber das vielleicht als Anstoß nur nehmen und noch mal augmentieren,
00:16:52: und die hatten selbst da noch mal deutlich höhere Qualität als die, die das sozusagen ohne Tool
00:16:57: verwendet haben. Es zeigt aber ja auch, dass niemand eigentlich einen Grund hat, KI nicht zu
00:17:02: nutzen. Es heißt aber nicht, dass ich mich nicht selber mehr mit Themen beschäftigen muss oder eben
00:17:06: auch mit der KI zusammenarbeiten muss, oder wie du vorhin sagtest, die Praktikantenarbeit, ohne
00:17:12: jetzt die Arbeit der Praktikanten schlecht reden zu wollen, dies ist natürlich auch sehr wertvoll,
00:17:16: sondern dass man eher guckt, okay, wie kann ich die ergänzend einsetzen, um Freiraum zu
00:17:19: schaffen für Skill-Up-Lift, sage ich jetzt mal, oder die zwischenmenschlichen Sachen,
00:17:24: die eben so eine KI noch nicht kann oder nicht können soll, vielleicht auch. Ist ja auch schön,
00:17:30: wenn es noch ein bisschen menschlich ist. Ich lebe ja in Wien, und wer manchmal mit mir
00:17:35: ein Kollegengespräch führt, der hört, wenn ich das Fenster offen habe, ein bisschen Pferdegeklapper,
00:17:40: weil da noch ein paar Fiaker rumfahren (Pferdekutschen). Also auch heute gibt es noch
00:17:44: Pferdekutschen, ja, und manche mögen das auch sehr gerne mit der Pferdekutsche durch Wien zu fahren.
00:17:49: Aber was völlig klar ist, wer schnell von A nach B kommen will, nimmt nicht die Pferdekutsche,
00:17:54: und ich glaube, das wird leider auch eine Veränderung sein. Wir werden einfach so große
00:17:59: Vorteile haben in Bezug auf gewisse Sachen, dass dort KI das disruptieren wird, aber
00:18:04: natürlich werden wir es nach wie vor schätzen, uns persönlich zu sehen oder gewisse Tätigkeiten
00:18:08: noch durch Menschen durchführen zu lassen. Theo, du hattest vorhin das Thema kleine
00:18:12: Unternehmen angesprochen und gesagt, die sind deutlich agiler und schneller und offener,
00:18:18: KI-Tools einzusetzen. Würdest du das nur auf den Techbereich beziehen oder auch auf die
00:18:23: Apotheke oder den Bäcker nebenan? Also, weil das erleben wir oftmals beim Thema Digitalisierung
00:18:28: allgemein, dass manche Branchen, die vielleicht eher ein bisschen Tech-ferner arbeiten,
00:18:33: da doch ein bisschen langsamer sind oder sich schwerer damit tun,
00:18:37: weil sie eben eine andere Art von Arbeit ausüben. Also, ich denke gerade in Industrien, die relativ
00:18:44: Tech-fern sind, ist dein komparativer Vorteil natürlich umso größer, wenn du einer der wenigen
00:18:49: bist, die sich damit beschäftigen. Jetzt bei Restaurants oder bei meinen eigenen Ärzten, z.B.,
00:18:53: diejenigen, die dort zum ersten Mal Social Media genutzt haben, um eben Instagram zu machen, um ihr
00:18:59: Essen auf Instagram zu posten, z.B., die hatten natürlich riesige Vorteile. Oder vielleicht auch
00:19:04: Ärzte oder Anwälte, die vielleicht irgendwie Social Media nutzen, um dann eben auch eine
00:19:07: Personal Brand aufzubauen. Ich glaube, je verschlafener die Branche, desto größer ist
00:19:12: der Vorteil und desto mehr kannst du dich dann abheben. Das heißt, ich glaube, da ist die Chance
00:19:16: einfach noch größer, weil in manchen Branchen, ja, im digitalen Marketing musst du damit rechnen,
00:19:21: dass jetzt irgendwie jede Agentur relativ gut in ChatGPT ist, z.B., ne? Aber vielleicht bist du der
00:19:26: einzige Arzt, der einzige Anwalt, der das nutzt, und hast da dementsprechend noch einen gewissen
00:19:30: Vorteil für die nächsten Monate oder sogar Jahre. Klingt nachvollziehbar. Ich würde gerne zum
00:19:35: Schluss noch eine kurze Sache anreißen, und zwar sagt man ja oft, das ganze Thema künstliche
00:19:40: Intelligenz ist die größte Disruption seit dem Aufkommen des Internets. Ich habe einen Kollegen,
00:19:46: der sagt immer gerne, wer nicht online ist, existiert nicht. KI scheint mir so ein bisschen
00:19:50: die nächste Stufe da zu sein. Würdet ihr unterschreiben, zu sagen, wer sich dieser
00:19:54: Entwicklung verschließt, der wird mit seinem Unternehmen zukünftig keine Chance mehr haben?
00:19:58: Ich würde die Antwort unterscheiden, für Unternehmen und für Individuen. Also, ich glaube,
00:20:02: als Unternehmen läuft man in eine echte Gefahr, wenn man sich dem verschließt. Ich glaube,
00:20:08: das ist, glaube ich, völlig egal, in welcher verschlafenen Branche man ist, da entgeht einem
00:20:12: einiges. Man sollte sich dem schon aussetzen, man sollte sich das analysieren und dann eine
00:20:16: Entscheidung treffen, wie schnell und wie weit ich springen möchte. Auf das Individuum bezogen,
00:20:20: glaube ich, werden wir auch ein bisschen eine Gegenbewegung sehen, und das sehen wir teilweise
00:20:25: schon, dass die Generation Z, Generation Alpha, dann so eine sogenannte Ludditen-Bewegung haben,
00:20:29: dass sie sagen, sie schmeißen ihre Smartphones weg und kaufen sich vielleicht nur noch so ein
00:20:34: Feature Phone, was gar nichts Digital kann, außer telefonieren und SMS. Und da glaube ich,
00:20:40: werden wir eine Renaissance haben, zu sagen, ich bin viel bewusster, noch bewusster mit dem Thema
00:20:45: Digitalisierung in meinem persönlichen Leben. Ich nutze es, wo es mir was bringt, im Beruf und so
00:20:49: weiter, aber schätze dann vielleicht im Privaten durchaus noch viel mehr diese analoge Interaktion.
00:20:54: Ich habe ja vorhin auf dem Panel gesagt, dass es in den letzten 30 Jahren drei große Erfindungen
00:20:58: gab: 1993 das Internet, 2007 das iPhone und 2022 ChatGPT. Aus all diesen Erfindungen sind
00:21:06: ja unglaubliche Geschäftsmodelle entstanden, die Arbeitswelt hat sich unglaublich verändert,
00:21:10: und der Unterschied ist, dass es jetzt eben noch mal deutlich schneller geht. Also, 1993 gab's das
00:21:15: Internet, aber Zalando hat erst 2008 angefangen, Schuhe im Internet in Deutschland zu verkaufen.
00:21:18: Das heißt, es hat 15 Jahre gebraucht, bis die Leute sich getraut haben, Schuhe im Internet zu
00:21:22: kaufen. 2007 wurde das iPhone erfunden, und dann gab es irgendwann 2010 Instagram. Das heißt, das
00:21:25: war nicht mehr 15 Jahre Abstand, sondern nur drei Jahre. Und heute kommt ChatGPT raus, und innerhalb
00:21:30: von ein paar Monaten nutzen es eben Hunderte von Millionen von Menschen. Das bedeutet, dass andere
00:21:35: Services dann genauso schnell verdrängt werden. Also, die positive Seite der Medaille ist immer,
00:21:40: wenn du diese Trends früh adaptierst, dann kannst du heute viel schneller wachsen. Wenn du schläfst,
00:21:46: dann läufst du noch viel schneller Gefahr, dann eben disrupted zu werden. Und ich glaube,
00:21:49: das ist eben der große Unterschied. Finde ich sehr spannend, wie ihr das
00:21:51: so erläutert und eingeordnet habt. Vielen Dank dafür. Ich nehme für mich persönlich mit, dass
00:21:57: ich mich auf jeden Fall damit beschäftigen muss, als Unternehmen die Möglichkeiten kennen muss,
00:22:01: um dann halt auch für mich zu entscheiden, wie kann ich das für mein Unternehmen möglichst
00:22:05: gewinnbringend einsetzen, aber auch für mich im Privaten einfach festzustellen,
00:22:09: wo bringt es mich weiter, wie viel Interesse habe ich dafür, aber auch eine gute Mischung zu finden
00:22:14: zwischen analog und digital und künstlicher Intelligenz. Vielen Dank, dass ihr da wart.
00:22:19: Vielen Dank. Wir freuen uns wie immer über Feedback zu dieser Episode oder auch über ein
00:22:23: Like auf den gängigen Podcast-Plattformen. Danke fürs Zuhören und bis bald. [Musik]