00:00:07: Bei mir ist hier auf dem IONOS Summit 2024 unser Technikvorstand, der CTO Dr. Markus Noga. Hallo Markus.
Dr. Markus Noga: Hi. Schön, dass ich bei dir sein darf.
00:00:16: Du hast in deiner Keynote eine Studie zitiert, nach der 81% der Anwender Deutschland bereits Cloudanwendungen nutzen oder darüber nach denken, kleine Unternehmen. Hat dich das überrascht oder hast du das erwartet?
Dr. Markus Noga: Der Wert ist höher als ich ihn erwartet hätte. Ich bin mir schon bewusst, dass die Reise eine ist, auf der viele Kunden und Partner seit Jahren, zum Teil Jahrzehnten unterwegs sind, aber dass wir mittlerweile über 80 Prozent Durchdrängung, beginnende Durchdrängung oder erwartete Nutzung reden. Das ist schon ansehnlicher Wert, der zeigt in der Industrie auch im Mittelstand ist die Offenheit gegenüber Cloud da und das Bewusstsein für den Wert, den Cloud schaffen kann, ist ebenfalls da.
00:00:54: Natürlich ist das eines der wichtigsten Themen für uns hier bei IONOS, den Unternehmen zu helfen, in die Cloud zu kommen. Du hast die schöne Formulierung benutzt, wir helfen die Cloud zu demokratisieren. Wie hast du das gemeint?
Dr. Markus Noga: Demokratisierung bedeutet ja normalerweise, dass man Eliten aufbricht und dass man jedermann - und jeder Frau - den Zugang zu etwas verschafft. Genau das streben wir mit der IONOS Cloud für kleine, mittlere und große Unternehmen an. Egal an welchem Standort, egal in welcher Branche, egal in welcher Industrie. Wir machen den Zugang zu Cloud Computing, zu KI und zu modernen Digitalisierungslösung so niederschwellig und einfach wie möglich.
00:01:32: Wie schaffen wir das denn? Wie kriegen wir diese Niederschwelligkeit hin?
Dr. Markus Noga: Ein wichtiges Element dabei ist natürlich unser Data Center Designer, der ist unseren Anwendern und Kunden ermöglicht, ein virtuelles Rechenzentrum in der Cloud Mausklick für Mausklick in einer grafischen Benutzeroberfläche einfach zusammenzustellen und dann für sich live zu schalten und benutzbar zu machen. Das ist eine der wesentlichen Arten, wie wir Zugangshürden senken. Darüber hinaus für alle, die programmatisch auf Clouds zugreifen wollen, verfügen wir über gut dokumentierte APIs und Schnittstellen, mit denen auch ein systemischer Zugriff möglich ist, und einen reichen Fundus an Anwendungsbeispielen, User Stories und inspirierenden Anwendungsfällen.
00:02:12: Du hast zwei Folien gehabt, die fand ich sehr beeindruckend. Du warst ja letztes Jahr zum ersten Mal beim Summit, da warst du glaube ich gerade ein halbes Jahr bei uns im Unternehmen und hast damals schon gezeigt, welche Dienste wir alle in der Cloud anbieten. Und dann hast du gezeigt, was seit letztem Jahr passiert ist und auf einmal war die Folie doppelt so voll. Was sind denn so die wichtigsten Neuerungen, die wir seitdem eingeführt haben?
Dr. Markus Noga: Ich finde ja wahnsinnig viele von denen spannend, weil es sind ja alles irgendwo die Babys des Technikbereichs, der sie baut.
Dr. Markus Noga: Insofern ich finde die virtuellen CPU- Typen sehr sehr spannend. Das ist eine ökonomische Alternative, die ein besseres Preisleistungsverhältnis hat, als die Hochleistungsinstanzen, die wir vorher angeboten haben.
Dr. Markus Noga: Ich bin großer Fan der Loadbalancer und der ganzen virtuellen Netzwerkfunktionen, die wir anbieten, denn jeder braucht ein VPN Gateway, um seine Cloud mit einer On-Premise-Lösung zu verbinden oder einfach nur um in sicher Art und Weise vom heimischen Entwickler-Laptop auf eine Cloud zugreifen zu können.
Dr. Markus Noga: Jeder braucht API-Sicherheit, jeder braucht die Fähigkeit, die Kommunikationsflüsse zwischen unterschiedlichen Lösungen zu Steuern Lasten zu verteilen und das was wir in dem Bereich aufgebaut haben, macht es für Anwendungsentwickler einfacher tatsächlich Cloud Nativ zu entwickeln.
Dr. Markus Noga: Und last but not least bin ich natürlich ein großer Fan unserer Datenbank und Datenflusslösung.
Dr. Markus Noga: Es gibt nicht den einen Datentyp, den Computer verarbeiten, weil es nicht den einen Anwendungsfall gibt.
Dr. Markus Noga: Manche arbeiten mit Tabellen, manche arbeiten mit Zahlen, Spalten, manche arbeiten mit Dokumenten, andere arbeiten mit Bildern. Und das ist richtig so, denn die Welt da draußen ist bunt und reichhaltig, hat viele Daten und Medientyp. Deswegen gibt es zum Glück in der Open Source Welt ein reiches Arsenal an Datenbanken, mit denen man sie verbinden kann und an Lösung wie Kafka, mit dem man Datenflüsse steuern kann.
Dr. Markus Noga: Dieses Arsenal haben wir zusehmend auf die IONOS Cloud gebracht und machen es damit unseren Kunden so einfach und niederschwellig wie möglich diese Lösung für sich einzusetzen und damit tolle Anwendung für ihre Endanwender zu bauen.
Dr. Markus Noga: Stichwort Anwendungsfälle, das ist ja tatsächlich für uns in der Kommunikation auch manchmal schwierig zu erklären, wofür ist denn die Cloud jetzt da und welche Anwendungen sind da. Du hast ein schönes Beispiel gezeigt, da ging es um Internet of Things mit Solaranlagen. Vielleicht kannst du dazu noch mal kurz was sagen.
Dr. Markus Noga: Das ist ein Anwendungsfall, an dem ein Kunde tatsächlich arbeitet.
Dr. Markus Noga: Da geht es darum, IoT Sensordaten dezentral einzusammeln von Solarfarmen, diese in Datenbanken abzulegen, zu speichern, mit Datenflusssystemen zusammenzubringen und hinterher darauf basierend, Monitoring und Alerting für Betreiber möglich zu machen.
Dr. Markus Noga: Manchmal ist ein Produktionsausfall ja einfach nur eine große Wolke, die über das Gebiet zieht.
Dr. Markus Noga: In anderen Fällen kann es Sabotage sein oder Materialermüdung oder ein technischer Schaden.
Dr. Markus Noga: Unsere eigene Solaranlage in Niederlauterbach ist uns zum Beispiel mal ausgefallen wegen eines Blitzeinschlags, der das örtliche Transformatorhäuschen la gelegt hat.
Dr. Markus Noga: Diese dezentralen Anlagen gut zu monitoren und zu überwachen ist eine geschäftskritische Aufgabe und ich freue mich, dass auch solche Lösungen in vermehrter Form auf die IONOS Cloud kommen.
00:05:11: Was sind für so ein Beispiel jetzt die die wichtigsten Anwendungen, die da zum Tragen kommen in der Cloud?
Dr. Markus Noga: Also, ich denke wiederum, was die Cloud für solche Anwendungsfälle mitbringt am sind Computerressourcen, um die anspruchsvollen Rechenarbeiten zu erledigen, die Netzwerkfähigkeiten, um sie miteinander zu verbinden, Speicherfähigkeiten, auch Backup zur Sicherung dieser kritischen Daten.
Dr. Markus Noga: Ein reiches Arsenal an Datenbanken, die richtige Datenbank für den richtigen Datentyp und Datenflusslösungen wie ein Apache Kafka, damit ich eventgetrieben dann Aktionen auslösen und und weiter verarbeiten kann.
00:05:43: Dann gab es ein Produkt, über das du ausführlich gesprochen hast. Das hat auch Jens Reich vorher schon in seiner Keynote erwähnt: Unser AI Model Hub, der vor wenigen Wochen gestartet ist. Vielleicht kannst mal in paar Sätzen erklären, was versteckt sich dahinter. Ich meine, das Thema AI künstliche Intelligenz ist ja im Moment in aller Munde.
Dr. Markus Noga: Das ist eine gute Frage. AI Model Hub bedeutet ja wörtlich übersetzt, das ist der zentrale Kern, die zentrale Achse für Modelle im Bereich künstliche Intelligenz.
Dr. Markus Noga: Was verbirgt sich dahinter? Was machen wir dort?
Dr. Markus Noga: Und wir sind überzeugt, dass Open Source KI für immer mehr Anwendungsfälle gut genug und ideal geeignet ist. Und diese Modelle bieten wir für unsere Kunden auf einer Multitenant-Cloud -Infrastruktur für Sie an.
Dr. Markus Noga: Das heißt, niemand muss sich für 30.000 Euro eine GPU kaufen oder vielleicht zwei, um das Ganze redundant zu betreiben. Sich über die Auslastung, sich übers Patching, sich über die Frage, wie ich unterschiedliche Lasten und Modelle drauf bringe, Gedanken machen.
Dr. Markus Noga: Wir unterhalten einen Pol, wir hosten die wichtigsten Opource Modelle für unsere Kunden und diese können einfach abrufen und konsumieren zu einem sehr attraktiven Preispunkt.
Dr. Markus Noga: Der Model Hub erweitert diese Modelle darüber hinaus um eine neue Form von Datenbanken.
Dr. Markus Noga: Das sind die sogenannten Vektordatenbanken. Mit KI, mit sogenannten Embedding-Modellen, kann ich bestehende Unterlagen in ein Sammelsurium von 1000 oder 2000 Zahlen übersetzen, die sagen, wo in einem abstrakten Merkmalsraum liegt dieses Dokument.
Dr. Markus Noga: Und diese Merkmalsräume haben die tolle Eigenschaft, dass ich verwandte Dokumente ganz einfach durch eine Abstandsfunktion auf diesem Datenraum finden kann.
Dr. Markus Noga: Das heißt, mit Vektordatenbanken kann ich als Unternehmen eigene Datenbestände in einer sicheren Art und Weise in KI Modelle hineinbringen, ohne dass diese meine Daten von einem anderen Unternehmen zum Training verwendet werden können, ohne dass sie den europäischen Rechtsraum verlassen, ohne dass sie den Geltungsbereich der GDPR verlassen.
Dr. Markus Noga: Ich bin also in der Lage, das Beste an Open Source KI mit meinen eigenen Wissensschätzen in sicherer Art und Weise zu verbinden und das Ganze zu einem überaus attraktiven Preis.
00:07:47: Das heißt, das ist dann auch der wichtigste Unterschied und letztendlich der USP gegenüber Diensten wie einem Chpt von einem amerikanischen Anbieter?
Dr. Markus Noga: Absolut. Wir sind darüber hinaus mit unseren APIs kompatibel zu den Large Language Model APIs der Branchenführer an dieser Stelle, und sehen uns gut gerüstet auch als Drop-in-Replacement eine digital souveräne Alternative für unsere Kunden anzubieten.
Dr. Markus Noga: Haben wir da auch schon die ersten Anwendungsfälle auf der Plattform laufen?
Dr. Markus Noga: Das haben wir Andreas. Einen habe ich in unserer heutigen Präsentation auch schon gezeigt.
Dr. Markus Noga: Zum Beispiel baut die Stadt Freiburg einen Bürgerservice-Bot,
Dr. Markus Noga: der in der Lage ist die über 65 000 internen und und öffentlichen Verwaltungsdokumente der Stadt in einer Vektordatenbank abzulegen, erfassbar zu machen
Dr. Markus Noga: und dann einen natürlich sprachlichen Dialog zu ermöglichen, indem der Bürger oder die Bürgerin z.B. fragen kann: "Hey, wir haben sich die Kindergartenplätze oder die Grippenplätze in Freiburg die letzten fünf Jahre entwickelt
Dr. Markus Noga: und er oder sie bekommt eine Antwort in ihrer Muttersprache zurück, auch wenn die Unterlagen Deutsch sind und die Frage auf Englisch gestellt sind.
Dr. Markus Noga: Moderne Large Language Models sind ja sehr gut da drin, Begriffe und Begrifflichkeiten auch zwischen Sprachen hinweg zu übersetzen.
Dr. Markus Noga: Das heißt, eine Senkung von Zugangsschwellen und eine Verbesserung von Integration durch besseren Zugang zu Bürgerangeboten, das sind alles Teile dessen, was eine digitale Bürgerdienstleistung wie dieser Chatboard dann erbringen kann.
00:09:09: Wenn man über generative KI redet, eben das, wozu auch Chat GPT gehört, spricht in der Regel von den LLMs, den Large Language Models, aber der Model Hub ist ja auch eine multimodale Plattform. Was heißt das genau?
Dr. Markus Noga: Multimodal bedeutet in diesem Fall, dass wir in der Lage sind, unterschiedliche Datentypen und Arten zu bearbeiten und zu verarbeiten. An den Start gegangen sind wir hier insbesondere mit Text und Bildern.
Dr. Markus Noga: Das heißt, eine Bildsynthese mit generativer KI. um zum Beispiel die eigene Marketingkampagne zu unterstützen,
Dr. Markus Noga: Microtargeting zu betreiben, ein Konzept in vielen unterschiedlichen Varianten aufzubereiten, AB-Testing zu ermöglichen
Dr. Markus Noga: und nicht zuletzt auch Illustrationen und Material für eigene Präsentationen, Unterlagen und Webseiten zu erstellen.
Dr. Markus Noga: Das alles sind Anwendungsfälle für die Bildgenerierung mit Generative AI und der AI Model Hub unterstützt es genauso wie die großen Sprachmodelle.
00:10:01: Zum Schluss möchte ich noch auf ein Thema eingehen, dass du auch in deinem Vortrag erwähnt hast, dass ich auch so ein bisschen wie ein roter Faden heute durch den ganzen Tag hier bei mir auch noch sammelt zieht - Stichwort digitale Souveränität. Was heißt das für dich?
Dr. Markus Noga: Digitale Souveränität bedeutet, dass ich meine eigenen digitalen Prozesse, Lösungen, Abläufe, her bin und mir nicht so einfach von draußen das Licht abgedreht werden kann.
Dr. Markus Noga: Das hat mehrere Bestandteile. Einer davon ist zum Beispiel die Software-Lösung selbst. Wenn ich dort auf etwas sehr Proprietäres setze, was nur ein Hersteller hat und anbieten kann,
Dr. Markus Noga: dann habe ich vielleicht einen kleinen Vorteil durch eine Sonderlocke, die nur dieser Anbieter kann.
Dr. Markus Noga: Aber wenn ich auf Open Source setze und auf Open-Source-Lösungen im Datenbank- oder im Datenhaltungs- oder im Datenverarbeitungsbereich,
Dr. Markus Noga: dann bin ich sicher in meiner Gewissheit meine Lösung, meine Anwendung stets auch woanders hintragen zu können.
Dr. Markus Noga: Deswegen ist Open Source ein wichtiger Pfeiler der digitalen Souveränität.
Dr. Markus Noga: Hardwareunabhängigkeit, Multivendorenstrategie in der Hardware,
Dr. Markus Noga: Rechenzentrumsstandorte, Rechenzentren in Europa, die nur europäischem Recht und der GDPR unterlegen, auf die kein ausländischer Zugriff durch Muttergesellschaften möglich ist oder ermöglicht werden kann und darüber hinaus
Dr. Markus Noga: Zertifizierungen, die sicherstellen, dass sie sich für all diese Attribute und Eigenschaften
Dr. Markus Noga: nicht auf das Wort eines Anbieters verlassen müssen, sondern im guten Bewusstsein leben können,
Dr. Markus Noga: dass die Standards und die hohen und anspruchsvollen Standards des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik
Dr. Markus Noga: und weiterer Zertifizierungs- und Attributierungsstellen stets erfüllt werden.
00:11:35: Das ist sicherlich - Stichwort GDPR, DSGVO -, etwas, das für die gesamte Wirtschaft wichtig ist, aber vermutlich noch ein Ticken wichtiger auch für die öffentliche Verwaltung?
Dr. Markus Noga: Absolut. Insbesondere, wenn es um den Umgang mit sensiblen Bürgerdaten geht, ist digitale Souveränität ein entscheidendes Merkmal.
Dr. Markus Noga: Wer hätte denn gern das im Ausland die Schulzeugnisse des eigenen Kindes, die eigenen Inhalte des polizeilichen Führungszeugnisses oder vielleicht sogar eine Historie von Umzügen nachvollzogen werden können.
Dr. Markus Noga: Das alles sind vertrauliche, persönliche, personenbezogene Daten,
Dr. Markus Noga: und in dem Maße, wie es um unsere Bürgerinnen und Bürger geht, sind diese besonders schutzbedürftig.
00:12:16: Das heißt, da haben Firmen wie IONOS, aber auch andere Anbieter aus Deutschland, aus Europa, schon ein klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber den großen Hyperskalern.
Dr. Markus Noga: Wir sehen uns als europäischer Supperscaler hier gut positioniert und freuen uns drauf mit unseren Kunden und Partnern aus dem öffentlichen Sektor die Digitalisierung in Deutschland voranzutreiben.
00:12:34: Allerletzte Frage: Du hast auf der Bühne einen Partner zu Gast gehabt und hast den gefragt, welches Cloud-Feature er sich denn als nächstes wünscht. Was steht denn bei dir ganz oben auf der Wunschliste?
Dr. Markus Noga: Oh, das ist eine gemeine Frage. Die Wunschliste, die uns erreicht, die umfasst natürlich viele, viele Dutzend Ideen.
Dr. Markus Noga: Die anspruchsvolle Aufgabe ist es ähm hieraus die drei, vier fünf Dinge, die wir tatsächlich als nächstes tun wollen und werden herauszudestillieren,
Dr. Markus Noga: mit den verfügbaren Ressourcen übereinzubringen und auf eine zeitliche Sequenz zu legen.
Dr. Markus Noga: Das ist letztlich immer das Privileg des Produktmanagements. Insofern werde ich hier als Techniker nicht anmaßend sein.
Dr. Markus Noga: Ich freue mich auf den Dialog mit dem Produktmanagement, auf die Roadmap, die sie aus Ihren vielen tollen Kunden und Partneranfragen, die hier auf dem IONOS Summit und in anderen Foren entstehen, heraus destilliert und ich freue mich drauf die gemeinsam mit der Mannschaft dann umzusetzen.
00:13:25: Vielen Dank für das Gespräch.