Daniel Büchle ist Geschäftsführer der AfB gGMBH -
Herr Büchle, was genau ist die AfB?
Die AfB kümmert sich seit gut 15 Jahren um die Aufarbeitung von gebrauchten IT- und Mobilgeräten, sprich: wir übernehmen PCs, Notebooks, Drucker, Server und sonstige IT-Hardware von Firmen, Banken, Versicherungen, auch öffentlichen Auftraggebern, kümmern uns um eine zertifizierte Datenvernichtung, was natürlich ganz wichtig ist und dann versuchen wir so viele Geräte wie möglich wieder in den Markt zurückzubringen, um damit Ressourcen zu schonen. Das machen wir schon einige Anbieter auf der Welt. Was wir etwas anders machen ist die Tatsache, dass unsere Belegschaft zu ungefähr 45% aus Menschen mit Behinderung besteht. Das heißt, wir sind eine gemeinnützige Organisation, die eben da hauptsächlich neben den ökologischen die sozialen Ziele im Fokus hat.
Wie ist es zur Gründung der AfB gekommen?
Ja, es war mehr oder weniger Zufall vor gut 15 Jahren, als unser CEO und Gründer, der Paul Cvilak zufällig Bekannte hatte von Behindertenwerkstätten in der Region, gleichzeitig Eigentümer auch schon von anderen IT-Firmen, wie auch zum Beispiel von einer Firma, die sich mit Leasing beschäftigt hat, war. Und dann überlegt hat, ob diese Tätigkeiten, die da eben nach dem End-of-Life von IT
zu erbringen sind, wie Datenvernichtung, Test und so weiter, Reinigung, Aufarbeitung, ob die grundsätzlich von Menschen mit Handicap zu erbringen wären. Und das war dann eigentlich die Idee, das einfach mal mit Personen aus einer WfbM, also aus einer Behindertenwerkstätte zu testen.
Sie bekommen jetzt also die gebrauchte Hardware von Firmen, von Organisationen, was passiert da mit diesen Geräten?
Genau, also erstmal werden die von uns abgeholt mit einem Sicherheitstransport, da können ja sehr sensible Daten drauf sein, egal ob sie von Unternehmen oder von den Behörden ist. Das heißt, wir müssen da eine höchstmögliche Sicherheit schon auf dem Transport gewährleisten, durch eigenen Fuhrpark, abschließbare Transportbehältnisse. Die Geräte werden bei uns in den Niederlassungen auditiert, getestet, gereinigt, dann eben vor allen Dingen nach den höchsten Standards die Daten entweder per Software gelöscht oder eben Datenträger dann mechanisch geschreddert. Dann ist unser Ziel eben, so viele Geräte wie möglich wieder zu vermarkten. Wir haben diverse Vertriebskanäle, wie eigene Ladengeschäfte, ein Online-Shop, natürlich verkaufen wir auch über eBay, über Amazon, haben Händler, die bei uns einkaufen, aber vor allen Dingen auch einige soziale Partner in dem Bereich, wie zum Beispiel Stifter-helfen, wo die Geräte dann an andere gemeinnützige Organisationen in Deutschland gehen, um da zum Beispiel die Digitalisierung und das Ehrenamt zu stärken.
Haben Sie da ein paar Zahlen, über wie viele Geräte sprechen wir da so im Jahr?
Ja, wir werden dieses Jahr sicherlich eine halbe Million IT-Geräte bearbeiten und haben immer eine Quote so etwa von zwei Drittel der Geräte, die wir dann tatsächlich wieder vermarkten können. Das restliche Drittel wird zerlegt, das heißt da sorgen wir dafür, dass in Europa durch Zerlegung, durch Schmelzen eben neue Rohstoffe, wie Kupfer und so weiter entstehen und eben kein Schrott in den globalen Süden, zum Beispiel nach Ghana oder wo auch immer exportiert wird, also da sind wir sehr rigoros und wollen da eben auch unsere Partner dann vor negativer Presse schützen.
Das heißt das hat praktisch aber auch sicherlich sehr positive Auswirkungen auf die Umwelt?
Ja, natürlich. Es ist so, dass eigentlich IT grundsätzlich erstmal überhaupt nicht nachhaltig ist, weil enorme Ressourcen für die Herstellung verbraucht werden, CO2 ausgestoßen wird, viel Eisen, viel Energie, viel Wasser und so weiter verwendet wird, aber grundsätzlich brauchen wir ja neue IT-Geräte. Also das werden wir ja zumindest im Business Bereich, also gerade für große Firmen und so weiter nicht abschaffen können. Wo wir aber einfach einen Beitrag leisten können, ist, dass wir Privatkonsumenten davon überzeugen, Gebrauchtgeräte zu kaufen, weil wenn Firmen nach drei bis fünf Jahren ihre Hardware nicht mehr einsetzen können, aus Gründen, weil es neue Software gibt, aus Sicherheitsgründen, wie auch immer. Dann handelt es sich meistens um Geräte, die im Privatbereich, also für Personen, die jetzt Office, Internet, Skype vielleicht benötigen, dass die ohne Probleme noch mehrere Jahre im Einsatz bleiben können. Und das ist dann unsere Motivation und dahingehend betreiben wir auch viel Marketing, diese Privatperson, aber auch Schulen, Kindergärten, Gemeinnützige davon zu überzeugen, doch auf Gebrauchtgeräte zu setzen und damit eben Ressourcen zu schonen.
Wie sieht bei Ihnen die Zusammenarbeit bei Ihnen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung in der Praxis aus?
Grundsätzlich haben wir eigentlich immer Teams mit Menschen mit und ohne Handicap, die zusammen arbeiten. Das geht los in der Akquise, wo wir natürlich versuchen, neue Partner zu gewinnen. In der Logistik, wo Menschen mit Handicap dann eben auch IT-Geräte abholen, ganz stark natürlich im Bereich Wareneingang, Datenlöschung, Reinigung, sonstige Lagerarbeiten, Aufarbeitung, also dann, wenn ein neues Betriebssystem drauf kommt auch Aufrüstung der Geräte. Das sind immer Teams mit Menschen mit und ohne Handicap, die da zusammen arbeiten, aber natürlich auch in zentralen Abteilungen, wie Verwaltung zum Beispiel, wo wir einfach schauen, dass wir so diese Quote von 45% bis 50% immer schaffen.
Jetzt ist seit zehn Jahren ja United Internet ein Partner der AfB - Welche Bedeutung hat die Zusammenarbeit mit United Internet und damit auch mit IONOS als einem Tochterunternehmen für Sie?
United Internet beziehungsweise IONOS war und ist ein extrem wichtiger Partner für uns, gerade da wir unseren Hauptsitz auch in der Region in Karlsruhe haben, wo natürlich United Internet, bzw. IONOS sehr stark ist, war es für unser Wachstum, eben Arbeitsplätze zu schaffen, dann mitentscheidend gerade in den ersten Jahren so einen wichtigen Partner mit so vielen Servern, PCs, Notebooks zu haben. Und auch heute noch natürlich sind wir wahnsinnig stolz darauf, so einen Partner zu haben, der auch weiter expandiert, einfach auch ein zukunftsträchtiges Modell hat, auch sich nachhaltig engagiert in dem Bereich. Mit so einem Partner können wir uns halt super identifizieren und die Zahlen, was wir jetzt in den letzten zehn Jahren gemeinsam erreicht haben, die CO2-Einsparungen und die zahlreichen Server, PCs, Notebooks und so weiter, die wir erhalten haben, die wir aufarbeiten konnten, ich glaube diese Zahlen sprechen für sich, dass wir da eine tolle Partnerschaft haben.
Wie viele Server haben sie in den letzten Jahren denn von United Internet bekommen?
Eine ganz beträchtliche Menge, also wir sind mittlerweile bei über 65.000 Servern, die wir erhalten haben, eine riesige Menge, von denen wir dann eben viele wiederverwenden konnten und vielleicht auch eine ganz interessante Zahl: wir konnten über 800 Tonnen CO2 in diesen 10 Jahren durch die Wiedervermarktung einsparen, was auch ein ganz toller Wert ist.
Ihr ganzes Geschäftsmodell setzt ja auf Nachhaltigkeit, was bedeutet Nachhaltigkeit für die AfB selbst als Unternehmen?
Ja, bedeutet eigentlich natürlich, dass wir probieren im Kerngeschäft, was das ökologische angeht, also die Ressourcenschonung, aber auch das Inklusionsthema, dass wir da probieren uns Tag für Tag zu verbessern, dass wir schauen, wie können wir die Vermarktungsquote noch erhöhen, die Marketingquote, wie können wir Menschen mit Handicap noch besser einsetzen, aber natürlich auch, wie können wir Organisationen unterstützen mit Hardware, gerade zum Thema digitale Inklusion, Teilhabe und so weiter, also da denken wir natürlich oder versuchen wir zumindest immer auch einen Tick weiterzudenken, innovativ zu sein, neue Trends irgendwie zu setzen, um immer diese drei Themen Ökologie, Soziales und Digitalisierung, dass wir da irgendwie einen Beitrag leisten. Natürlich haben wir auch Interne Themen, interne Nachhaltigkeitsthemen. Wir haben jetzt zum Beispiel eine ISO-14001-Zertifizierung für unser Umweltmanagement eingeführt, um natürlich auch intern Ressourcen zu sparen, Strom, Papier und so weiter, Dienstreisen zu reduzieren. Das ist Standard bei uns, unser größter Hebel liegt tatsächlich darin, in den Partnerschaften zu Unternehmen wie IONOS, da gemeinsam für diese Themen was zu erreichen.
Vielen Dank, Daniel Büchle, Geschäftsführer der AfB gGmbH.