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00:00:07: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Inside IONOS. Mein Name ist Andreas Maurer.
00:00:12: 2019 ist der offizielle Startschuss für die europäische Cloud-Plattform Gaia-X gefallen. IONOS hat sich als Day-1 Member, so heißt das offiziell, von Anfang an bei Gaia-X engagiert
00:00:22: und unser Mister Gaia-X ist Rainer Sträter, im Hauptberuf für die Cloud- und Hosting-Plattformen von IONOS verantwortlich.
00:00:28: Und mit ihm möchte ich heute über den Stand von Gaia-X sprechen und über einige Projekte, mit denen der Nutzen von Gaia-X in der Praxis gezeigt werden soll. Hallo Rainer.
00:00:35: Hallo Andreas, herzlichen Dank. Ich habe gerade von der europäischen Cloud-Plattform Gaia-X gesprochen. Ist das überhaupt eine richtige Bezeichnung? Kannst du vielleicht noch mal in 2-3 Sätzen erklären, was genau die Idee von Gaia-X ist?
00:00:47: Sehr gerne.
00:00:48: Also in Europa haben wir im Grunde genommen ein sehr föderiertes System. Wir haben nicht diesen einen Monolithen, diesen einen Hyperscaler in Europa, wir haben ein sehr dezentrales System
00:00:57: und es hat an vielen Stellen Vorteile, aber manchmal hat es auch ökonomische Nachteile in der Wirtschaftspower, die dieses System hat, und was wir natürlich mit Gaia-X versuchen, ist, dass wir
00:01:07: aus diesen unterschiedlichen Anbietern, die wir haben, dann einen gemeinsamen Standard bauen, der dann letztendlich unter dem Label von Gaia-X
00:01:15: nach außen für die Kunden wirkt wie ein großes System. das ist dann der Vorteil des Systems, nämlich einen Marktwert zu haben, hohe Konsistenz zu haben,
00:01:23: die Möglichkeit zu haben, zwischen den einzelnen Anbietern zu wechseln, ohne das Gefühl zu haben, große wirtschaftliche Hürden zu bekommen.
00:01:29: Also, es fühlt sich an wie ein Hyperscaler, aber es ist im Grunde genommen ein föderiertes System
00:01:35: und das sowohl für die Cloud-Welt, also das, was wir klassisch als Cloud bezeichnen, aber - und das ist eigentlich wie viel wichtiger -
00:01:40: für das Daten-Ecosystem, für die Daten, weil darum geht es im Grunde genommen. Cloud ist im Grunde genommen kein Selbstzweck, Cloud ist im Grunde genommen Strom aus der Steckdose. Was wir brauchen, ist der darüber liegenden Layer, diesen Datenlayer
00:01:50: dass wir Zugang kriegen zu den ganzen Datentöpfen und diese Datentöpfe mit neuen Geschäftsmodellen, mit neuen Ideen weiterentwickeln können.
00:01:57: Trotzdem bedeutet so eine Initiative ja, dass wir als IONOS mit Firmen zusammenarbeiten müssen, die eigentlich unsere Wettbewerber sind. Gilt für die anderen genauso.
00:02:05: Funktioniert das so einfach in der Praxis? Also, es funktioniert sehr, sehr gut. Im Grunde genommen ist es ja so, dass wir im normalen Leben gar nicht miteinander
00:02:13: agieren dürfen. Kartellrecht verbietet da sehr vieles, hat da sehr strenge Regularien, was auch dazu führt, dass wir das föderierte System haben, was wir alle eigentlich auch wollen. Aber an bestimmten Stellen, wenn es darum geht, Standards zu bauen, zu entwickeln, müssen wir einfach zusammenarbeiten.
00:02:26: Und da bietet Gaia-X natürlich ein sehr gutes Containment, das Vehikel auch, um an einem Tisch zu sitzen, den europäischen Standard nach europäischen Werten zu definieren
00:02:36: oder auch die technischen Standards zu nutzen, die wir haben. Wir haben uns auf den zu einigen, den wir dann zusammen nutzen wollen, um den Kunden, unseren Mittelständlern in Deutschland insbesondere gegenüber dann eine konsistente Plattform zu bieten und das funktioniert nur, wenn wir zusammenarbeiten.
00:02:47: Wir sind ja ein sogenanntes Day-1 Member, also wirklich von Anfang an mit dabei. Du hast ja wirklich auch persönlich von Anfang an in diversen Gruppen mitgearbeitet.
00:02:56: Wie sieht diese Mitarbeit von Unternehmen in Gaia-X konkret aus und an welchen Themen haben wir als IONOS besonders mitgearbeitet?
00:03:03: Also, um das Ganze zu operationalisieren, gibt es natürlich verschiedene Arbeitsgruppen. Diese Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit verschiedenen Themen, mit verschiedenen Interessensgruppen. Da gibt's die Provider-Gruppe, die den Blick der Provider im Grunde genommen versucht, zusammenzufassen. Da gibt's die User-Gruppe, die das gleiche für die ganzen Benutzer, für die Anwender macht.
00:03:18: Und so gibt es eine Reihe von Gruppen, die bestimmte Themen einfach
00:03:21: erarbeiten, die letztendlich dann konsolidieren und die mit einem Komitee, einem Technik-Komitee für die ganzen technischen Themen, dort besprechen und dann verabschieden und das Ganze mündet dann in Dokumenten, die auch öffentlich zugänglich sind,
00:03:33: wie zum Beispiel das Architecture-of-Standards-Dokument, was man auf der Seite gaia-x.eu sich gerne anschauen kann. Genau zu diesem Dokument wird es demnächst wieder ein Update geben. Es gibt da zyklische
00:03:43: neue Versionen dieser Dokumente, die im Grunde genommen Ergebnisse aus diesen verschiedenen Arbeitsgruppen sind, die dann ratifiziert in diesem Dokument landen.
00:03:50: Kann man sagen, an welchem Punkt wir jetzt aktuell bei Gaia-X stehen? Was haben wir schon erreicht? Was steht als nächstes an? Kann man natürlich sehr gut. Wir haben im November eine Konferenz, einen Technical Deep-Dive nennen wir das, Anfang November. Dazu wird auch eingeladen werden.
00:04:04: Der ist öffentlich, jeder kann dort teilnehmen und sich den aktuellen Stand von Gaia-X im Detail dort anhören. Das sind zwei Tage, in denen da gesprochen wird
00:04:11: und das Ganze dargestellt wird. Wir haben natürlich im Augenblick noch eine sehr starke Definitionsphase, also vor allen Dingen in Hinblick auf was sind die Technologien, die wir benutzen möchten, was sind die Standards, was sind die Prozesse. Also haben wir so eine Setup-
00:04:22: Phase und eine Phase, wo wir versuchen, uns auf genau diese Art von erforderlichen Standards zu einigen und auch die Standards, die noch fehlen, zu definieren.
00:04:30: Zum Beispiel im Daten-Ecosystem ist bestimmt einiges schon da, aber vieles ist noch gar nicht wirklich definiert
00:04:35: und diese Arbeit, die muss man im Augenblick tun. Wir denken, dass wir dann in 2022 eine Phase der Rollouts finden werden, wo also die ersten Applikationen Gaia-X konform verfügbar werden.
00:04:47: Die Konformität wird auch gerade definiert, wird Ende diesen Jahres, Anfang nächsten Jahres auch veröffentlicht sein, und es wird sicherlich dann so nach einer Early-Adapter-Phase in 2022 und 2023 dann der Rollout in der Masse stattfinden.
00:04:59: Du hast ja jetzt wirklich alles von Anfang an miterlebt, Projekte mit sehr vielen verschiedenen
00:05:04: Partnern. Würdest du sagen, bist du mit dem Tempo und mit dem Zeitplan zufrieden oder hätte das besser laufen können? Natürlich rückblickend kann es immer besser laufen. Ich glaube, dass es jetzt auch unfair wäre, das so darzustellen.
00:05:18: Wir haben, glaube ich, schon in der
00:05:20: Komplexität des Themas und auch bei so vielen Teilnehmern, die wir haben, wir haben über 300 Mitglieder aus unterschiedlichen Ländern mit unterschiedlicher DNA und unterschiedlichen Backgrounds, unterschiedlicher Couleur, auch völlig unterschiedliche Interessen.
00:05:32: Die alle zusammen zu bekommen, zu sagen, wir definieren einen Standard, ist sicherlich eine super Meisterleistung, das zu hinzubekommen. Deswegen, das, was bis jetzt erreicht worden ist,
00:05:42: ist aus unserer Sicht schon ein riesen großer Schritt, der ohne die Hilfe und den Staat durch das BMWI hier in in Deutschland, und das im Grunde genommen auch wirklich
00:05:50: die Geburtsstätte, wo diese Idee am Ende auch auf den Tisch gebracht worden ist, auch gegen allen Unrufen, die gesagt haben, das haben auch schon fünf Mal probiert, es hat doch nie geklappt. Nein,
00:05:59: man hat es versucht, man hat erkannt, das ist die Chance, vielleicht sogar die einzige Chance für Europa in diesem Cloudmarkt wieder eine signifikante Rolle zu spielen und vor allen Dingen die Alternativen, die wir in Europa ja eh schon haben,
00:06:10: diese Alternativen auch wieder ins Bewusstsein zu rufen und zu sagen, was ist der Unterschied? Warum ist für uns sowas wichtig wie Souveränität, wie Datenschutzgrundverordnung?
00:06:19: Warum haben wir einfach andere Werte, die in anderen Ländern so nicht sind, und warum wollen wir auf diesen Werten eine Infrastruktur zur Verfügung stellen, die dann unsere Kunden, die die gleichen Werte haben, natürlich auch entsprechend nutzen können?
00:06:29: Jetzt ist Gaia-X ja trotzdem als Konzept relativ schwer zu verstehen und aus diesem Grund hat das Bundeswirtschaftsministerium in diesem Jahr einen Wettbewerb ausgeschrieben,
00:06:38: in dem über Projekte, sogenannte Leuchtturmprojekte, der konkrete Nutzen von Gaia-X gezeigt werden sollte.
00:06:44: Ich glaube, wir haben uns bei IONOS mit, ich meine, 15 Projekten beworben und haben am Ende tatsächlich für sechs Projekte den Zuschlag bekommen.
00:06:50: Habt ihr mit dem Erfolg gerechnet? Nicht wirklich, das war auch nicht abzusehen. Insgesamt wurden knapp über 130 Projekte eingereicht, so genannte Ideen- und Projektskizzen wurden eingereicht.
00:07:00: IONOS selbst war bei 15 dieser Einreichung mit dabei. Statistisch gesehen hätten wesentlich weniger Projekte gewinnen müssen. Jetzt mit sechs ist das natürlich ein überwältigender Erfolg und
00:07:10: wir haben uns sicherlich gefreut auf der einen Seite, auf der anderen Seite ist uns sehr wohl bewusst, da liegt eine Menge vor uns, um diese Projekte wirklich erfolgreich über die Ziellinie zu bringen.
00:07:18: Diese Projekte sind ja nicht von einem Unternehmen alleine eingereicht worden, sondern immer von Konsortien aus verschiedenen Firmen, aus Behörden, aus Forschungseinrichtungen.
00:07:26: Wie finden sich die Partner zu einem Projekt zusammen? Wie sah dieser Prozessor aus?
00:07:29: Also, da ist natürlich auch viel Zufall dabei, die richtigen Leute am richtigen Tag zu treffen, und natürlich kennt man im Grunde genommen jetzt auch über Gaia-X sehr viele Partner, kennt den Markt, lernt den Markt sehr gut kennen,
00:07:41: und da ist Gaia-X auch eine Plattform, wo solche sogenannten Konsortialbildungen, also die Bildung genau dieser Konsortien stattfindet, und irgendjemand hat einfach diese geniale Idee, von der man sagt,
00:07:50: das hätte ich gerne und ich muss es fördern lassen, weil ich kann es sozusagen alleine nicht umsetzen. Ich brauche dazu Partner, ich brauche dazu ein bisschen Startkapital und es passt wunderbar in dieses Ökosystem Gaia-X rein.
00:08:00: So kam es halt, dass die Leute, die diese Ideen haben, angefangen haben dann direkt entsprechende Partner zu suchen und das umsetzbar zu machen. Und natürlich ist es so, dass
00:08:08: viele dieser Projekte, insbesondere die im Gaia-X-Kontext stattfinden, die brauchen natürlich Cloud-Infrastruktur.
00:08:13: Bei Cloud-Infrastruktur ist natürlich IONOS relativ schnell im Gespräch, zum einen durch unsere intensive Beteiligung an Gaia-X und natürlich auch als die Alternative in Europa für Cloud-Infrastruktur, und so sind sehr viele auf uns zugekommen.
00:08:25: Wie gesagt, bei insgesamt 15 sind wir mitgegangen. Es waren noch wesentlich mehr Proposals, wo wir im Grunde genommen hätten mitmachen können.
00:08:31: 15 haben wir ausgewählt, sechs haben dann davon gewonnen und die sechs wären dann mit den Konsortien umzusetzen. Und ich glaube, allein in der Bewerbungsphase hat relativ viel Arbeit drin gesteckt, oder?
00:08:41: Ja, das darf man nicht unterschätzen. So eine Projektskizze hat insgesamt 15 Seiten und das ist schon 15 Seiten sehr komprimierter Content, das ist sowas wie eine Zusammenfassung, wenn man so will, dieser Idee
00:08:50: mit einem kompletten Businessplan, mit einer kompletten Aufwandsschätzung drin. Also, es ist sehr, sehr viel Detailarbeit, die man dort leisten muss, und das in einem relativ kurzen Zeitfenster.
00:08:59: Wenn man diese Projektskizze eingereicht hat, diese Projektskizze dann am Ende des Tages ausgewählt worden ist, geht die Arbeit erst richtig los,
00:09:06: weil diese Projektidee ist ja nur der erste Milestone, den man dort geht. Danach wird dieser präsentiert vor einem Gremium und dieses Gremium entscheidet dann,
00:09:14: ob man dann sozusagen in die nächste Phase kommt Die nächste Phase ist, man schreibt dann eine Einzelvorhabenseschreibung, also muss man noch mal detailliert beschreiben, wie man diese Projektidee eigentlich umsetzen will.
00:09:23: Wenn man dann die Zuteilung bekommt, ist noch sehr viel Formalkrieg zu tun, formal Papier einzureichen, und dann geht erst mit dem Projekt los.
00:09:30: 2019 war, glaube ich, Gaia-X bei uns im Wesentlichen du mit einem Kollegen, die sich drum gekümmert haben. Wie groß war das Team, das sich jetzt um diese Projekteinreichung gekümmert hat?
00:09:38: Tatsächlich haben wir mit zwei Leuten angefangen. Allerdings gibt es mittlerweile in Gaia-X sehr viele Arbeitsgruppen und zwei Leute reichen dann sicherlich nicht aus, um diese ganze Komplexität von Gaia-X, die ganze Idee nach vorne zu treiben.
00:09:49: Mittlerweile ist es ein Team von fünf Leuten, mit dem wir das machen.
00:09:53: Hier und da holen wir uns auch sehr gerne mal externe Unterstützung, weil wir natürlich auch sehr viel Fach-Know-How in bestimmten Bereichen brauchen, gerade in der Abwicklung dieser Prozesse. Aber ja, das Gesamtteam sind so zwischen fünf bis zehn Leute, die man braucht, um Projekte in der Größenordnung abzuwickeln.
00:10:07: Und wir reden über ein Förderprogramm, aber das heißt ja nicht, dass das Bundeswirtschaftsministerium komplett alle Kosten übernimmt. Wie sieht diese Förderung in der Praxis aus?
00:10:15: Bei weitem nicht und ich glaube, wenn wir ehrlich sind, ist diese Förderung nur noch mal so ein
00:10:21: nettes Bonbon, was man bekommt, und ein netter Anstoß, wirklich das Projekt auch zu machen, aber im Grunde genommen diese Förderung alleine ist nicht Argumentationen oder der wirkliche Grund, warum man das tut. Es sind eigentlich die Projektideen und die Business-Cases, die dahinter stehen, warum man im Grunde genommen diese Projekte macht.
00:10:35: Je nach Unternehmensgröße gibt es unterschiedliche Förderungen. Von der Startup Company, von einem Wissenschaftsinstitut, von einer Universität sieht die Förderung anders aus, ist die wesentlich höher
00:10:44: wir für ein KMU, also ein Mittelstandsunternehmen, und vor allen Dingen von Unternehmen wie eine IONOS.
00:10:49: Es hängt von dem Programm ab und von dem Förderer, aber 60% zahlen wir selber im Grunde genommen mindestens.
00:10:57: 40% sind meistens die Förderquoten, die ein Unternehmen wie IONOS bekommen.
00:11:01: Jetzt kennen wir die sechs Projekte, die die Förderung bekommen. Hat die Arbeit da schon begonnen? Wie sieht jetzt da der Zeitplan aus? Naja, die Arbeit hat eigentlich lange begonnen. Schon mit der Projektidee beginnt ja die Arbeit am Ende
00:11:11: und über die Detaillierung kommt man immer einen Schritt weiter in die Konzeption rein, auch wirklich diese Idee, die man hat, runterzubrechen auf unterschiedliche Arbeitspakete und einfach die Rollen zu verteilen, wer was im Grunde genommen in diesem Konsortium nachher liefert.
00:11:24: Wir sind im Grunde genommen schon gefühlt mittendrin und obwohl dieses Projekt offiziell erst für uns
00:11:29: zwischen 1. Oktober und 1. Januar anfängt - diese sechs Projekte haben unterschiedliche Startzeiten -
00:11:35: aber je nach Startzeit laufen die dann erst 36 Monate, wo es dann wirklich um die Implementierung geht. Aber die Konzeptionsphase,
00:11:42: dieses wir machen uns Gedanken darüber, wie die Architektur aussieht, in der wir Lösungsskizzen machen, brauchen wir noch irgendwelche Partner, die wir vergessen haben. All dieser Gedankenaustausch, der findet längst statt. Der findet schon statt seit März diesen Jahres,
00:11:52: also die Vorphase ist gefühlt fast neun Monate lang, bevor es dann wirklich richtig losgeht. Und dann geht's noch mal 36 Monate wirklich in die Umsetzungsphase rein.
00:12:00: Und danach hoffen wir, dass diese Projekte dann weiter ans Leben kommen. Wir wollen das ein oder andere Projekt auch noch in einzelnen Podcastfolgen vorstellen, aber
00:12:08: wie sieht's bei dir aus? Hast du vielleicht den ein oder anderen Liebling oder Projekte, wo du sagen kannst, das ist einfach ein super spannendes Thema?
00:12:14: Das ist total schwer. Also wir sind bei einem Projekt Konsortialführer, also wir organisieren im Grunde genommen dieses ganze Projekt, das ist das MARISPACE-Projekt. Ist das der Liebling? Ich finde alle Projekte
00:12:25: extrem wichtig. Warum? Weil sie Schmerzen lösen, die wir heute haben.
00:12:29: Im MARISPACE-Projekt geht es speziell darum, dass wir sicherlich die Munition, die der Nordsee liegt, wegräumen müssen dort 1,6 Millionen Tonnen, aber dass wir auch für Windkraft noch mal
00:12:38: besser unsere Technologien, die wir haben, nutzen müssen, um sowas wie Predictive Maintenance zu machen, also die Offshore-Windenergie, was zur Energiewende beiträgt, das besser zu unterstützen.
00:12:48: Viele weiter Use-Cases, aber
00:12:50: es gibt doch andere Projekte wie OpenGPT-X, wo es darum geht, Sprachmodelle zu bauen, also mit Artificial Intelligence Sprachmodelle zu entwickeln, damit wir in Europa dort auch
00:12:59: souveräner werden und nicht angewiesen sind auf Sprachmodelle, die aus anderen Ländern kommen, womöglich sogar noch
00:13:04: unter Lizenzen stehen und dass wir sowas wie eine Alexa in Europa selber bauen können. Dann gibt es Projekte, wo es um den Bildungssektor geht. Ich glaube, wir haben in der Coronazeit sehr intensiv erlebt, dass da Nachholbedarf da ist.
00:13:15: Das gleiche ist in der Kommunalverwaltung, im öffentlichen Sektor.
00:13:17: Auch das ist nicht wirklich 21. Jahrhundert, was wir da erleben, wenn wir jedes Mal zum Amt müssen, Unterlagen mitbringen müssen, uns ausweisen müssen, Dokumente bekommen, immer das Gefühl haben, diese Daten gehören gar nicht uns, diese Daten, unsere gemeinen Daten,
00:13:32: die gehören im Grunde genommen dem Amt, die gehören der Schule, die gehören dem Arzt oder dem Krankenhaus.
00:13:37: Also, in jedem Sektor gibt es einen Paradigmenwechsel, nämlich dass wir versuchen, diese Daten in die Domäne rein zu bekommen, in die sie eigentlich gehören, nämlich den Benutzer.
00:13:46: Das haben alle diese Projekte im Grunde genommen gemeinsam. Deswegen, ein Lieblingsprojekt gibt es nicht, aber ich halte alle Projekte in den einzelnen Sektoren für super, super spannend.
00:13:54: Die Projektlaufzeit geht, glaube ich, bis Ende 2024 und die Rede war ja in der Ausschreibung eben von Leuchtturmprojekten, von Showcases, um den Nutzen zu zeigen. Was passiert im Dezember in drei Jahren? Wird da einfach der Stecker gezogen und die Projekte sind zu Ende?
00:14:09: Nein, das sicherlich nicht. Ein Teil dieser Projekte und das fordert auch das BMWI,
00:14:13: der diese Projekte fördert, dass innerhalb dieser Projekte sich intensiv dazu auch mal Gedanken gemacht wird und auch Konzepte erarbeitet werden, wie das weiterlebt.
00:14:21: Es wäre unglaublich schade, wenn wir im Bildungssektor ein riesen Schritt nach vorne kommen, indem wir diese Plattform schaffen,
00:14:27: in der diese Bildungsreise, die jeder Mensch macht, dass diese Bildungsreise dort stark unterstützt wird, dass diese Daten, diese Zeugnisse, diese Noten, alles, was in der Bildungsreise anfällt an Dokumentation, dann in meinem
00:14:37: Account liegt und ich selbst darauf Zugriff habe und bestimmen kann, mit wem ich die Daten teile, wenn das plötzlich abgeschaltet wird. Nein, natürlich nicht.
00:14:44: In diesen Projekten ist ein Teil immer, diesen Businessplan zu machen,
00:14:48: diese Operationalisierung des Projektes, um anschließend das Projekt wirklich dann skalieren zu können. Dann geht es eigentlich erst los nach den 36 Monaten, weil dann angefangen wird, diese Ergebnisse des Projektes, dieser ganzen Studien, die wird dort machen, aber auch der ganzen Implementierung,
00:15:02: die dann in der breiten Masse zu nutzen. Kommen wir vielleicht zum Schluss noch mal kurz auf Gaia-X allgemein zurück.
00:15:09: So eine Frage oder ein Thema, das man auch immer wieder in der Presse liest ist, Gaia-X ist gestartet in Deutschland letztendlich von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier vorangetrieben, dann war Frankreich beim Start mit dabei 2019,
00:15:22: inzwischen ist es ein europäisches Projekt.
00:15:24: Aber in den letzten Monaten sind auch die sogenannten Hyperscaler, die großen Cloud-Anbieter aus den USA, aber auch einige Firmen aus China zu dem Projekt dazugestoßen. Wie passt das mit dieser Idee der europäischen Cloud-Plattform, der europäischen Cloud-Strategie zusammen?
00:15:38: Ich glaube ehrlich, dass es super zusammenpasst.
00:15:41: Die sind ja nicht erst seit ein paar Monaten dabei, dieses Gaia-X-Projekt hat sehr, sehr früh schon Aufmerksamkeit über die europäischen Grenzen aus generiert. Das sind nicht nur die Hyperscaler, die klassischen, die wir aus den USA kennen. Das sind auch
00:15:52: die große Cloud-Anbieter aus Asien, aber das sind auch ganz andere Länder, die es super interessant finden, was wir tun, und auch durchaus gerne verstehen möchten,
00:15:59: wie wir es tun, weil sie es für ihre eigenen Länder auch adaptieren möchten.
00:16:02: Warum passt es zusammen, diese Hyperscaler zusammen mit der europäischen Idee? Im Grunde genommen ist die europäische Idee ja nicht, zu sagen, wir wollen die Hyperscaler draußen lassen, sondern wir wollen einfach Infrastrukturen, Cloud-Infrastrukturen, Dateninfrastrukturen nach unseren europäischen Werten haben.
00:16:16: Wir möchten unseren Kunden eine Infrastruktur anbieten, die nach den Wertesystemen der EU und der deutschen Bürger gebaut sind. Das heißt zum Beispiel, dass so Dinge wie
00:16:26: Datensicherheit, also Datenschutz-Grundverordnung, für uns super wichtig sind, und das heißt auch, dass Souveränität super wichtig ist. Das heißt auch, dass ich souverän entscheiden kann, wo liegen meine Daten,
00:16:35: wo sind meine Applikationen, wo werden die Daten verarbeitet. Ist es in einer Cloud, sind es mehrere Clouds? In welcher Cloud ist es denn?
00:16:41: Und ich möchte auch gerne jederzeit in der Lage sein, mich umzuentscheiden und zu sagen, lass uns mal unsere Daten von der einen Cloud in die andere transferieren, ohne dass es ein Projekt erfordert, sodass es wirtschaftlich gesehen sinnlos wird. Also, die Idee,
00:16:53: dass wir Dinge wie Portabilität,
00:16:56: Transfer von Daten von einer Cloud-Struktur in der andere oder hybride Cloud-Infrastrukturen - ich lasse meine Applikationen in mehreren Clouds laufen - dass ich das alle ermögliche.
00:17:05: Und da wär es natürlich fantastisch, wenn wir das nicht nur in Europa schaffen, sondern wenn wir es schaffen, dass auch die Hyperscaler,
00:17:11: egal ob USA oder Asien oder auch andere Cloud-Anbieter in anderen Ländern
00:17:16: und auch Serviceanbieter, wenn wir alle uns einigen können auf die gleichen Standards, auf das gleiche Wertesystem, auf die gleichen Grundpfeiler
00:17:24: und darauf dann diese Infrastruktur unseren Kunden zur Verfügung stellen. Deswegen ich fände es fantastisch, wenn wir es schaffen, dass wir die Hyperscaler mitnehmen auf die Reise von Gaia-X,
00:17:32: dass sie in der Lage sind, nach unseren Regeln Infrastruktur zur Verfügung zu stellen.
00:17:37: Das heißt, Gaia-X würde sich im Idealfall sogar als Exportschlager eignen? Es ist schon Exportschlager.
00:17:44: Also, das Interesse, was wir haben aus anderen Ländern - Asien hat die gleiche Herausforderung. Wir fühlen immer die amerikanischen Hyperscaler sehr nah, die asiatischen Länder fühlen die asiatischen, chinesischen Hyperscaler sehr nah wie Alibaba, Baidu, Tencent.
00:17:57: Und die haben im Grunde genommen die gleichen Herausforderungen. Auch die suchen nach den Konzepten, nach den Lösungen, und deswegen haben wir bereits eine Beteiligung in Gaia-X von genau aus solchen Ländern, die versuchen, diese Souveränität auch
00:18:08: zu implementieren.
00:18:10: Dann vielleicht zum Schluss die Eine-Million-Euro-Frage. Bei uns im Unternehmen ist oft von KPI die Rede, die Key Performance Indicators, also die Zielgrößen.
00:18:20: Was kann man sagen, was ist der KPI von Gaia-X? Kann man sagen, an dem und dem Punkt ist Gaia-X ein Erfolg geworden oder vielleicht eben auch ein Misserfolg?
00:18:30: Ich glaube, das wird sicherlich kein besonderer Tag sein, an dem wir dann Gaia-X feiern und sagen, es ein Erfolg geworden, sondern was passiert, ist, dass wir heute schon Gaia-X als Erfolg feiern können. Warum?
00:18:41: Weil alleine die Diskussion, die Auseinandersetzung, der mediale Effekt, den Gaia-X hatte, sich damit auseinanderzusetzen, was sind eigentlich unsere Prinzipien, unsere Werte, nach denen wir Cloud-Infrastruktur in Europa konsumieren möchten.
00:18:52: Dass Datenschutz-Grundverordnung nicht irgendwas ist, sondern was wichtiges ist für uns. Dass wir Portabilität brauchen, um im Grunde genommen immer souverän entscheiden zu können, wo lassen wir unsere Applikation laufen. Das wir ein Daten-Ecosystem brauchen, in dem dieses wichtige Element Daten,
00:19:07: dass wir dieses Datenelement nutzen können mit niederschwelligen Hürden und nicht immer bilaterale Projekte brauchen, um überhaupt auf irgendeinen Datentopf zuzugreifen.
00:19:15: All diese Initiativen, die dort in Gaia-X zusammengefasst sind,
00:19:19: haben schon unglaubliche Drehmoment entwickelt. Deswegen meine Aussagen an der Stelle hier ist, es ist schon ein riesiger Erfolg, schon jetzt mit allem was erreicht worden ist. Natürlich
00:19:28: liegt noch viel vor uns, natürlich haben wir auch noch viele Schritte zu gehen, um
00:19:32: diese Idee, die wir haben, von einer souveränen Infrastruktur, föderalisierten Infrastruktur und von diesem Daten-Ecosystem und den Toolings, die das Daten-Ecosystem braucht, das zu implementieren. Aber
00:19:44: wir sind sicherlich ein Stück weit ungeduldig.
00:19:46: Trotzdem halte ich es für nicht angesagt, die Geschwindigkeit überzustrapazieren, sondern in den ganzen Schritten, die wir jetzt gegangen sind, weiterzugehen,
00:19:54: um am Ende wirklich eine europäisch souveräne Cloud-Infrastruktur zu bauen. Vielen Dank für das Gespräch, Rainer.
00:20:00: Und ich habe gesagt, in den kommenden Wochen wollen wir ja einige der Projekte in weiteren Folgen unseres Podcasts näher vorstellen. Es lohnt sich also, Inside IONOS zu abonnieren, direkt unter inside.ionos.de, auf Spotify, Apple Podcast oder Deezer.
00:20:13: Und natürlich freuen wir uns über Bewertungen, Anregungen und Kommentare, entweder direkt unter dieser Podcastfolge oder gerne auch per Mail podcast@ionos.com.
00:20:20: Natürlich auch über unsere bekannten Social-Media-Kanäle. Vielen Dank fürs Zuhören und hoffentlich bis bald.
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